Igor Levit betont: "Wer andere Menschen zu Menschen zweiter Klasse erklärt, hat mich zum Gegner - auf allen digitalen, analogen, verbalen, demokratisch legitimierten Kanälen. Und deswegen werde ich nicht aufhören, aktiv und gleichzeitig Pianist zu sein."

Es sei legitim, seine Arbeit zu kritisieren, erklärte Levit in dem Interview. "Aber zu behaupten, ich sei ein Fake, ich täte bei allem, was ich tue, immer nur so, als ob - das ist nicht nur richtig heftig, das ist genau die Kritik, die Richard Wagner in seinem Aufsatz "Das Judenthum in der Musik" über jüdische Komponistinnen und Komponisten formuliert: Nämlich, dass sie nur nachahmen und nicht selbst Kultur schaffen können."

Levit hat 2020 mit seinen Hauskonzerten auf Twitter auch Menschen erreicht, die wenig Zugang zur Klassik haben. Das hat auch ihm geholfen: "Ich bin kein Samariterverein. Dass mir im ersten Lockdown so viele Menschen zugehört haben, hat auch mich mental gehalten."

"Hauskonzert" heißt auch ein für April im Hanser Verlag avisiertes Buch, für das der Journalist Florian Zinnecker Igor Levit durch die Konzertsaison 2019/20 begleitet hat. "Gemeinsam erleben sie eine Zeit der Extreme", heißt es in der Verlagsankündigung. "Es ist das Jahr, in dem Levit öffentlich Partei gegen Hass im Netz ergreift und dafür Morddrohungen erhält. Das Jahr, in dem er für Hunderttausende Hauskonzerte auf Twitter spielt. Und das Jahr, in dem er zu sich selbst findet - als Künstler und als Mensch."