Sie huschen rein und raus, ohne dass man sie bemerkt - wie Ninjas.“ Eine dieser unerschrockenen „Kriegerinnen“ ist Tully. Die titelgebende Nacht-Nanny soll Marlo nach ihrer Schwangerschaft unterstützen. Hilfe, die die 40-jährige Mutter dreier Kinder mehr als nötig hat. Während Tochter Sarah (Lia Frankland) täglich ihre Qualitäten als Energievampir unter Beweis stellt, sorgt der Zweitgeborene mit seinem autistischen Verhalten in der Schule für Unruhe.

Das gerade zur Welt gekommene Kind Nummer drei macht den turbulenten Familienalltag nicht einfacher. Gleiches gilt für Ehemann Drew (Ron Livingston), der seinen Frust abends vor der Videospielkonsole abbaut und keine große Hilfe ist. Warum also nicht ein Kindermädchen für die Nacht engagieren, um endlich wieder einmal durchzuschlafen? Kurze Zeit später steht Tully vor der Tür, die mit ihrem Mary-Poppins-Charme das Leben der Mittelklassefamilie gehörig durcheinanderwirbelt. Nach „Juno“ und „Young Adult“ bleibt das Filmemacher-Duo Jason Reitman und Diablo Cody ihrem Erfolgsrezept treu. Während die oscarprämierte Autorin mit ihrem Drehbuch für einen Plot mitten aus dem Leben sorgt, spannt der „Thank You For Smoking“-Regisseur einen dramaturgischen Bogen, der die unschönen Seiten des Mutterglücks nicht ausblendet.

„Tully“ auf eine Tragikomödie über Schreibabys und die Schattenseiten des Elterndaseins zu reduzieren, greift aber zu kurz. Vielmehr geht es um geplatzte Lebensträume und den schwierigen Abschied von der eigenen Jugend. Oscar-Preisträgerin Charlize Theron schlüpft in die Rolle der „Desperate Housewife“, die in einer Midlife-Crisis steckt und mit dem einen oder anderen Kilo zu viel auf den Hüften alten Zeiten nachtrauert. Im Gegensatz dazu verkörpert Mackenzie Davis als energiestrotzende Nacht-Nanny all das, was Marlo längst verloren zu haben scheint.