Zwei Wiener Filmemacherinnen unterschiedlicher Generation dürfen sich über Preise auf der Berlinale freuen: Die 70-jährige Ruth Beckermann gewann am Abend bei der Preisgala zur 72. Berlinale mit ihrem Dokuprojekt "Mutzenbacher" die Festivalsektion Encounters. Der Debütspielfilm "Sonne" der Wiener Regisseurin Kurdwin Ayub wurde als bester Erstlingsfilm gewürdigt.

Für den besten Film in der Reihe "Encounters" ausgezeichnet: Ruth Beckermann
Für den besten Film in der Reihe "Encounters" ausgezeichnet: Ruth Beckermann © APA/GEORG HOCHMUTH

"Mutzenbacher", in dem Beckermann ("Waldheims Walzer") mit rund 75 Männern über deren Sexualität spricht, wurde als bester Film in der Sparte für die ästhetisch wagemutigen Projekte ausgezeichnet. "Das ist so unglaublich unerwartet für mich", zeigte sich Beckermann überwältigt. Nachdem sie in den vergangenen Jahren zunehmend den Eindruck gehabt habe, dass die Welt kleiner werde, würden nun wieder die Horizonte geöffnet, wenn nicht mehr nur die einzelnen Gruppen sich selbst beleuchteten, sondern etwa Männer auf Frauen und Frauen auf Männer blicken würden.

"Das ist so cool!", freute sich Ayub auf der Bühne im Berlinale-Palast über die Ehrung. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF) ging an die 1990 geborene Filmemacherin für ihr wagemutiges und visuell aufregendes Drama über drei junge Frauen in der österreichischen Hauptstadt. "Sonne" wurde vom ORF im Rahmen des Film-/Fernsehabkommens kofinanziert.

Goldener Bär geht an "Alcarràs" von Carla Simón

Der Goldene Bär für den besten Film im Wettbewerb indes geht an "Alcarràs" von Carla Simón. Das Werk um eine Bauernfamilie, die um ihre Plantage fürchten muss, die durch eine Solaranlage ersetzt werden soll, wurde am Abend im Berlinale-Palast mit dem Goldenen Bären als bester Film im Wettbewerb ausgezeichnet. Die 36-jährige Filmemacherin Simón zeigte sich dabei in ihrer Dankesrede als treue Verfechterin des Festivals: "Ich fühle mich wie ein Kind der Berlinale. Vielleicht sollte ich hierherziehen." Die österreichische Produktion im Wettbewerb, Ulrich Seidls "Rimini", indes ging am Abend leer aus.

Als beste Regisseurin wurde im Berlinale-Palast die Französin Claire Denis für ihr Drama eines Liebesdreiecks, "Avec amour et acharnement", mit einem Silberbären gewürdigt. Das Regieführen mit einem Ensemble, zu dem Größen wie Juliette Binoche oder Vincent Lindon gehören, sei einfach, zeigte sich die 75-Jährige bescheiden.

Den Silbernen Bären für die beste Schauspielleistung ging an die deutsche Kabarettistin Meltem Kaptan für ihre Titelrolle in Andreas Dresens Freiheitsdrama "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush". Die 41-Jährige bedankte sich vor allem bei ihrem Regisseur: "Danke, dass du mich auf diese Reise mitgenommen hast. Du bist der beste Reiseleiter, den man sich nur vorstellen kann." Dresens Film konnte daneben auch den Silberbären für das beste Drehbuch (Laila Stieler) für sich reklamieren.