Sie sind jetzt 73 und somit spät im Marvel-Imperium gelandet. Gibt es Anzeichen, dass Sie eine neue Fanschar gewonnen haben?

Das erste Anzeichen war mein 15jähriger Sohn, der mich, nachdem er den ersten „Ant-Man“ gesehen hatte, anschaute und erklärte: „Dieser Film wird sehr, sehr gut für deine Karriere sein. Du wirst ein neues Publikum erobern, und du solltest dir schon jetzt überlegen, auch in einem zweiten Teil mitzumachen!“


Nicht schlecht für einen, der vor noch nicht allzu langer Zeit schwer krankt war!

Sie sagen es. Damals war es nicht sicher, ob ich meinen 71. Geburtstag noch erleben würde. Heute bin ich 73, habe die Krankheit, wie es aussieht, besiegt und gehe regelmäßig zu Nachuntersuchungen. Alles bestens. Man wird natürlich nachdenklich, auch, weil in den letzten Jahren so viele gute Freunde von uns gegangen sind. Aber ich fühle mich gesegnet, spiele jetzt in einem Blockbuster mit und habe, in meinem Alter, sogar noch gelernt, mit der Green-Screen-Technik umzugehen. Gesegnet fühle ich mich auch mit meiner Familie. Ich erlebe gerade mit meiner Frau Catherine Zeta-Jones und den Kindern die wunderbarste Zeit meines Lebens. Die Kinder Dylan und Carys kommen in der Schule bestens zurecht und wollen beide Schauspieler werden.

Ihr älterer Sohn aus erster Ehe, 39 Jahre alt, macht Sie demnächst zum Großvater?

Ja, und das ist ein weiterer Grund zur Freude.

Auszeichnungen haben Sie ja genug erhalten, sowohl als Produzent wie auch als Schauspieler. Für „Liberace“ im Jahr 2013 wäre sicher ein weiterer Oscar fällig gewesen?

(Der Schaupieler lächelt) Wissen Sie, was? Da gebe ich Ihnen recht. Aber es durfte nicht sein. Als Grund wurde vorgeschoben, dass das eigentlich ein Fernsehfilm war. Doch es sprach sich herum, dass der Film offensichtlich „zu schwul für Hollywood“ war. Immerhin gab es für mich den Golden Globe und den höchsten Fernsehpreis Emmy. Insgesamt haben wir für „Liberace“ elf Emmys erhalten.

Zu einer gewissen Zeit wurden Sie auch als Sexsymbol tituliert. Was haben Sie davon gehalten?

In diesen Verdacht bin ich geraten, nachdem ich in Produktionen wie „Enthüllung“, „Eine verhängnisvolle Affäre“ und „Fatal Attraction“ mitgewirkt hatte. Da bin ich wohl eine sterotype Figur geworden. Diese Filme haben wohl große Illusionen über mich erweckt. Falsche. Für mich lächerlich. Als Sexsymbol habe ich mich nie gefühlt. Auch meine Frau würde darüber lachen.

Haben Sie in Ihrer Karriere auch Fehler gemacht?

Nach dem Oscar für „Wall Street“ war ich in der Liste der zehn begehrtesten Schauspieler. Darüber habe ich meine Tätigkeit als Produzent etwas vernachlässigt. Das soll mir nie mehr passieren. Ist mir zu wichtig.



Wie entscheiden Sie sich heute, welche Rollen Sie spielen möchten?

Ich wähle nie Rollen aus, sondern Projekte. Ich analysiere gewissenhaft und schaue mir genau an, ob aus diesem oder jenem Stoff ein guter Film werden könnte. Erst ganz zum Schluss beschäftige ich mich mit der Rolle, wobei ich darauf achte, mich nicht von falschen Dingen verführen zu lassen. Wenn ich im Verlauf meiner Karriere eines gelernt habe, dann war es die Fähigkeit, meine größten Wünsche besonders genau zu prüfen und sie nötigenfalls im Zaum zu halten.

Neu im „Ant-Man“ ist Michelle Pfeiffer. Wie haben Sie sich mit ihr verstanden?

Das war eine fantastische Entscheidung der Produzenten. Ich habe die Zeit mit ihr geliebt, und es war auch sehr lustig. Wie Sie feststellen werden, schauen wir ja 30 Jahre jünger aus. Das macht der Computer. Auf unseren Gesichtern werden dafür Punkte befestigt. Während der Dreharbeiten sind wir einander dauernd mit Punkten auf den Gesichtern über den Weg gelaufen. Falls wir einen dritten Teil machen, muss sie unbedingt wieder mitspielen. Was heißt? Sie w i r d mitmachen!

Was halten Sie generell von Marvel?

Da kann man nur sagen: genial. Die haben der Reihe nach zwanzig der erfolgreichsten Filme aller Zeiten gemacht. Das war noch nie da.

Bei all Ihren Filmerfolgen darf man die Anfänge nicht vergessen, und wie wichtig die Fernsehserie „Die Straßen von San Francisco“ für Sie war?

In der Tat, das war sie, und mein Partner Karl Malden war mein Mentor. Was mir der alles beigebracht hat! Vor allem Disziplin. Wir haben ja unter härtesten Bedingungen gedreht. Jede der 52-Minuten-Folgen entstand innerhalb von sieben Tagen, wobei wir sechs Tage pro Woche vor der Kamera standen. Einer der kleinen Tricks, die mir Karl beibrachte, war zum Beispiel: Wenn ein Drehbuch sieben Seiten zu lang war, hatten wir nicht die Zeitlang daran herumzudoktern. Dann haben wir halt schneller gesprochen. . . Die Serie war ja auch im deutschen Sprachraum sehr beliebt, und da gibt es eine lustige Geschichte.

Nämlich?

Ich hatte einen sehr guten deutschen Synchronsprecher. Einmal wurde ich nach Deutschland eingeladen, um meinen ersten „Bambi“-Preis entgegenzunehmen. Ich bedankte mich bei der Überreichung, und da hörten die Leute erstmals meine echte Stimme. Den Leuten blieb der Mund offen, und sie fragten sich: Wer ist denn das? Weil ich ganz anders klang als mein deutscher Sprecher. An diesem Tag beschloss ich, Sprechunterricht zu nehmen.

Sie sind über 50 Jahre im Business. Wäre da nicht längst ein Buch fällig?

Keine Zeit. Und keine Lust. Das würde mich von den vielen Plänen, die ich noch habe, abhalten.

Da lassen Sie sich wohl nicht gerne aufhalten. Wer oder was hält Sie besonders auf?

(lachend): Die Anrufe meines heiß geliebten, 101jährigen Vaters. Denn der fragt immer so viel.

Haben Sie in nächster Zeit noch etwas besonders Wichtiges zu erledigen?

Ja; und das hängt mit meinem politischen Engagement zusammen. Im November gibt es ja Zwischenwahlen, und als überzeugter Demokrat werde ich mit meinen Mitstreitern alles tun, damit wir im Kongress eine Mehrheit bekommen. Dann hätten wir eine größere Chance, das Schlimmste zu verhindern.