Vor ihnen der „Jahrhundert-Ring“ von Pierre Boulez und Patrice Chéreau aus Bayreuth 1976, erstmals auf Blu-ray-Discs. Hinter ihnen Anne-Sophie Mutter, die Wiener Philharmoniker und John Williams, live in Vienna 2020. Kein schlechter Platz also auf Rang 10 der Klassik-Bestsellerliste des Spiegel-Magazins.

Nikolaus Habjan und Franui, das geht ja schon seit zehn Jahren bestens zusammen. Und ab 2017 haben sie auch Georg Kreisler selig immer wieder an Bord geholt, damals mit dem bissig-charmanten Programm „Wien ohne Wiener“ für das Volkstheater. Was also lag näher, als den 2011 verstorbenen Kabarettisten, Chansonnier und Autor anlässlich seines 100. Geburtstages am 18. Juli des Jahres mit einer CD (und Livepräsentationen) zu ehren?

Franui, die immer gegen den Strich bürstende Musikbanda aus Osttirol, und Habjan, der ausgefuchste Puppenspieler, Kunstpfeifer und Regisseur aus Graz, hier Solosänger, fühlen sich vom Einstieg an mit dem Klassiker „Gemma Tauberln vergiften im Park“ hörbar wohl bei den ursprünglich nur für Klavier und Stimme gesetzten 14 Liedern von Kreisler. Der wusste nur zu gut, wie „Staatsbeamte“ ticken, wie man das „Mädchen mit den 2 bis 3 blauen Augen“ küsst und dass der Tod natürlich ein Wiener ist...
Mit einer frechen, erfrischenden Lesart der bitterbösen Chansons verbeugen sich Nikolaus Habjan und die Zehn von Franui vor dem Großmeister des Vorderfotzigen.

Franui & Nikolaus Habjan. Kreisler-Lieder. col legno.