Es ist ein wahres Ungetüm von einem Roman, der so tut, als handle er von einer Frau zwischen zwei Männern, während er in Wahrheit davon berichtet, wie ein weibliches Ich sich auflöst, nein: zerstört wird. In „Malina“, Ingeborg Bachmanns einzigem vollendeten Roman, zeichnet eine namenlose Ich-Erzählerin ein Bild bedrängender, erdrückender patriarchaler Gewalt. In quasi autobiografischem Gewand erzählt das Buch im Zuge einer Liebesgeschichte von der verzweifelten Unmöglichkeit, mit den Mitteln dichterischer Sprache den eigenen Emotionen oder gesellschaftlichen Zwängen beizukommen. Das Buch, ein maßloses Konvolut aus Prosa, Essay, Dialogen, Traumniederschriften, Telefonaten, Briefen, Interviewfragmenten, Opernlibretto, seit seiner Erstpublikation 1971 hunderttausendemal verkauft, gilt heute als Eckstein der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und als wichtiger feministischer Quelltext.