Leysen sei eine "Ikone im internationalen Festivalverband", "ein großer Mensch, weltoffen, kompromisslos und immer eine Kämpferin für die Kunst", so Kaup-Hasler, die Leysen als Freundin bezeichnete. "Frie Leysen war ein ungeheuer einflussreicher und inspirierender Mensch für Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen in der ganzen Welt, ganz besonders für mich", so Slagmuylder in einem Statement gegenüber der APA. "Diese Kombination aus Bescheidenheit und hohem Anspruch war nirgends sonst zu finden, nur in ihrer einzigartigen Persönlichkeit. Sie war vor allem eine extrem neugierige und warmherzige Frau, kompromisslos, wenn es um Privilegien und Selbstgefälligkeit ging, und immer sehr scharf in ihren Beobachtungen." Persönlich habe er eine unersetzbare Verbündete verloren, "ein Licht, das immer da war, um zu warnen oder meine eigenen Gedanken zu erhellen, eine teure Freundin".

Der Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender, schrieb auf Twitter: "Frie, hab Dank. Du warst eine große Gründerinnenfigur und Kämpferin und hast die hehren Worte nicht gemocht. Für dich kamen die Kreativen vor den Institutionen, und deine Neugier war so groß und vielfältig wie die Welt. Danke für jeden nicht gefundenen Kompromiss. Du fehlst." Der britische Autor und Künstler Tim Etchells, der bei den diesjährigen Festwochen mit "Heartbreaking Final" zu Gast hätte sein sollen, twitterte: "Sie war immer eine große Quelle der Kraft und Inspiration für mich und so viele andere aus der Szene, und sie wird es bleiben."

Die am 19. Februar 1950 geborene Frie Leysen zählte zu den erfahrensten Persönlichkeiten der internationalen Theaterszene und hat die Grundlagen dazu in ihrer Heimat Belgien gelegt. So baute sie etwa von 1980 bis 1991 das internationale Kunstencentrum deSingel in Antwerpen auf. Und 1992 gründete sie in Brüssel das multidisziplinäre Kunstenfestivaldesarts, das sie über zehn Jahre leitete.

Unter ihrer Ägide wurde das Festival zu einem einflussreichen Player der Festivallandschaft. Daraufhin organisierte Leysen in neun arabischen Städten 2007 das Festival "Meeting Points 5", bevor sie 2010 als Programmdirektorin das Festival "Theater der Welt" in Mülheim und Essen gestaltete. Im Herbst 2012 verantwortete sie dann als künstlerische Leiterin das Festival "Foreign Affairs", die unter dem Dach der Berliner Festspiele stattfindende erste Ausgabe eines genreübergreifenden internationalen Festivals für Theater und performative Künste.

Danach konzentrierte sich Leysen auf die Vorbereitung der Wiener Festwochen, für die sie ab 2014 eigentlich bis 2016 engagiert war. Der damalige Festwochen-Leiter Markus Hinterhäuser hatte die Belgierin als Ersatz für die vorzeitig ausgeschiedene Shermin Langhoff ins Boot geholt und damals als "meine Wahl" bezeichnet. Er schätze sie nicht nur als Fachfrau, sondern auch als "charakterlich wunderbare Person", als "jemand, mit dem sich herrlich zusammen denken lässt".

Mit dem gemeinsamen Denken war jedoch bald wieder Schluss, gab Leysen doch noch vor Beginn der ersten gemeinsamen Ausgabe 2014 bekannt, die Festwochen wieder zu verlassen. Im Anschluss an die Festwochen-Ausgabe hielt sie dann mit ihrer Kritik nicht mehr zurück: So kritisierte sie den Arbeitsstil des Festivals als "antiquiert und unflexibel". Das Team sei viel zu groß und das Arbeitspensum der einzelnen Mitglieder zu gering. Sie habe "nach mehreren Monaten ständigen Konflikts" festgestellt, "dass das Hauptproblem des Festivals das grundlegende Fehlen einer Vision" sei. Eine offizielle Leitungsfunktion übernahm sie im Anschluss nicht mehr.

Im September 2019 erhielt Frie Leysen im Rahmen des "Europe for Festivals, Festivals for Europe"-Awards in Brüssel eine Trophäe für ihr Lebenswerk: "Für den jahrelangen Einsatz für Künstler über die Landesgrenzen hinaus".