"Die Welt braucht Poesie und mehr Utopien, Träume und die ewige Hoffnung." Unter diesem Zitat aus dem Stück "Zu der Zeit der Königinmutter" von Fiston Mwanza Mujila (Premiere am 23. Februar im Akademietheater) gab Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann heute, Freitag, ihre letzte Pressekonferenz und einen Ausblick auf die noch bevorstehenden 13 Premieren ihrer letzten Saison.

"Wir haben im Moment eine sensationelle Auslastung", freute sich Bergmann über bisher 189.769 Besucher bei 404 Vorstellungen seit Spielzeitbeginn - was eine bisherige Sitzplatzauslastung von 83 Prozent ergibt. Derzeit im Ranking der beliebtesten Inszenierungen der Saison vorne: "Mephisto" an der Burg mit 98,4 Prozent Auslastung vor "John Gabriel Borkman" am Akademietheater mit 97,8 Prozent. "Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, die Kassenberichte des Vorabends zu lesen", bekannte die Direktorin.

"Dass wir das Vorjahr übertreffen, können wir fix annehmen. Wenn unsere Planung hält, werden wir am Ende der Saison über 400.000 Karten verkauft haben. Damit liegen wir mit 9.000 Karten über Plan", sagte der neue kaufmännische Geschäftsführer Robert Beutler, der vor wenigen Tagen sein Amt angetreten hat und sich erstmals der Presse stellte. Beutler arbeite seit fünf Jahren am Haus und sei "nicht nur mein Wunschkandidat, sondern auch der von Martin Kusej" gewesen, sagte Bergmann. Sie habe das Burgtheater mit Schulden übernommen und hinterlasse ihrem im September antretenden Nachfolger Rücklagen, von denen er nun zehren könne: "Ich glaube, dass ich ihm etwas Gutes hinterlasse."

Alles im grünen Bereich

"Wir haben unsere Schulden alle beglichen und stehen finanziell sehr gut da", sagte Beutler, der sich nicht nur über Erlös-Steigerungen freute: "Auch ein Legat über 75.000 Euro haben wir von einem Abonnenten zugesprochen bekommen - dafür sind wir stolz und dankbar." Der laufende Dreijahresplan gehe sich mit den Rücklagen "gerade noch aus", für die Zukunft und vor allem die Finanzierung der jeweiligen Kollektivvertragsabschlüsse seien jedoch weitere intensive Gespräche nötig. Bergmann: "Die Valorisierung ist das Damoklesschwert, das immer über diesem Haus hängen wird. Bei zwei Millionen Besuchern in fünf Jahren ist es wert, dass man sich darüber Gedanken macht."

Beutler arbeitet intensiv daran, die "Begehrlichkeiten von Martin Kusej, so viel wie möglich zu tun", zu finanzieren und meinte: "Sie können sich auf vieles freuen!" Karin Bergmann wird sich mit ihrem Nachfolger am kommenden Montag treffen, um die Übernahme von Produktionen aus ihrer Amtszeit zu besprechen.

Zu den letzten Premieren ihrer Direktion zählt "Hiob" nach dem Roman von Joseph Roth (Christian Stückl inszeniert mit Peter Simonischek als Mendel Singer, Premiere ist am 24. Februar am Burgtheater). Nach einem doppelten Sprunggelenksbruch von Maria Happel ist die neue Premiere für die Peymann-Inszenierung von Ionescos "Die Stühle" am 13. März angesetzt. "Ich hoffe, dass mit Marias Knochen alles so funktionieren wird, dass dieser neue Termin hält", so Bergmann.

Das Programm

"In Ewigkeit Ameisen" von Wolfram Lotz heißt ein Abend mit "zwei Hörspielen, die sich für die Bühne eignen" und von Jan Bosse am 22. März im Akademietheater uraufgeführt werden. Der Autor begebe sich erneut auf "brüchiges, exotisches Terrain", erläuterte Dramaturg Florian Hirsch, es gehe um "einen Forscher auf der Suche nach der Überameise, um eine romantische Dystopie".

Mit "Die Ratten" (Premiere: 27. März am Burgtheater) inszeniert Andrea Breth "zum ersten Mal ein Stück, das ich mir gewünscht habe", sagte Bergmann. "Woyzeck" sei seit der legendären Achim-Freyer-Inszenierung mit Martin Schwab in der Titelrolle nicht mehr am Burgtheater zu sehen gewesen. Johan Simons inszeniert die Koproduktion mit dem Schauspielhaus Bochum mit Steven Scharf als Woyzeck (Premiere am 10. April am Akademietheater).

"Land in Sicht" ist ein Projekt von Joachim Meyerhoff, das im April im Akademietheater herauskommen soll. "Wie erzählt man heute auf dem Theater? Das wird sicher ein überraschendes Projekt", so die Direktorin über den Abend mit Fabian Krüger, Mirco Kreibich und Meyerhoff selbst. Die letzte Premiere am Burgtheater wird Herbert Fritschs Projekt "Das Zelt": "Es geht um Vorbereitung, Aufbau und Lust und Frust beim Campen".

Das Kasino soll sich nach jeder Aufführung von "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" von Richard Alfrieri "immer in einen Ballroom, in einen Dancefloor, eine Disco verwandeln". Rene Polleschs "Deponie Highfield" (mit Birgit Minichmayr, Kathrin Angerer, Caroline Peters, Irina Sulaver und Martin Wuttke) "wird sicher wieder eine Wundertüte" und eine Festwochen-Koproduktion, die am 24. Mai im Akademietheater zur Uraufführung kommt. Im Vestibül inszenieren die jungen Regisseurinnen Christina Gegenbauer ("Waisen") und Anne Sokolowski ("Ich rufe meine Brüder").

Ein Erfolgsmodell

Die "Offene Burg" ist "für mich ein einzigartiges Erfolgsmodell", sagte die Direktorin, die "StadtRecherchen 2018/19" präsentieren am 5. Mai im Akademietheater ihre in Floridsdorf, Donaustadt, Simmering und Favoriten erarbeiteten Ergebnisse. Der politische Abend "Alles kann passieren" hat eine Einladung nach Luxemburg, wird nun "aus symbolischen Gründen" auch einmal in der Burg aufgeführt und bleibt im Repertoire. Im Hinblick auf aktuelle politische Diskussionen meinte Bergmann: "Was alles passieren kann, können wir uns alle noch gar nicht vorstellen."

Der 30. Todestag von Thomas Bernhard wird im Februar mit einer szenischen Lesung der Dramolette sowie einer Diskussion begangen, "ob er noch immer als Übertreibungskünstler gilt, oder seine Themen uns eingeholt haben". Die ursprünglich für März am Burgtheater angekündigte Ur-Lesung eines Auftragsstücks von Josef Haslinger über Karl Renner ist noch ungewiss. "Man braucht immer die richtigen Partner für ein Projekt. Ich habe noch keine Lösung", erklärte Bergmann auf Nachfrage. "Ich bleibe auf jeden Fall zuversichtlich."