Es ist quasi eine Hollywoodkarriere aus dem Barock, wie aus dem Bauernbuben Johann Joseph Fux der Hofkapellmeister dreier Habsburgerkaiser wurde: Einer Legende nach war ein Fürst bei der Treibjagd in der steirischen Einschicht zufällig auf einen begnadeten Musiker gestoßen, den er nur mit großer Überredungskunst nach Wien locken konnte. Der Weg von Fux an den kaiserlichen Hof war freilich ein wenig umständlicher. Bei seiner Geburt um 1660 hatte noch nichts darauf hingedeutet, dass der Sohn eines Bauern und Zechprobsts aus dem Weiler Hirtenfeld 20 Kilometer östlich von Graz zum bedeutendsten österreichischen Barockkomponisten heranwachsen sollte.
„Joannes Josephus Fux Styrus Hyrtenfeldensis logica studiosus pauper“ lernte zwar an der Jesuitenuniversität Ingolstadt die Juristerei. Aber dem passionierten Musicus waren Partituren gottlob doch lieber als Paragraphen, und so stieg er zunächst zum Hofcompositeur und dann zum Hofcapellmeister auf. 42 Jahre lang diente er drei Kaisern: Fux widmete Leopold I., der selbst 230 Werke komponierte, seine Drucksammlung „Concentus Musico-instrumentalis“. Dieses groß angelegte Opus 1 erklang, als dessen Sohn Joseph I. – nicht nur im Kopf, sondern auch in der Hose ein Freigeist – 1699 endlich seine Amalie in Wien zum Traualtar führte. Für das Begräbnis von Leopolds dritter Gemahlin Eleonore schrieb Fux 1720 das „Kaiserrequiem“, das in seiner Popularität erst von Mozarts „Requiem“ verdrängt wurde. Und 1723 ergötzte er Karl VI. bei dessen Krönung zum König von Böhmen in Prag mit dem Theatertriumph „Costanza e Fortezza“.
Fux komponierte 500 Werke in allen Gattungen und beeinflusste die zentraleuropäische Musikgeschichte mit „Gradus ad Parnassum“ – sein 1725 veröffentlichtes Theorielehrbuch blieb bis ins 20. Jahrhundert das Vademecum für Komponisten.
Nach seinem Tod 1741 durch „Hectica-Fieber“ (Tuberkulose) dauerte es lang bis zu einer Fux-Renaissance. Wohl auch, weil sein Stil im Vergleich zu den zweifellos kantableren Komponisten wie Händel oder Vivaldi vielen eher hölzern schien. Fux habe allerdings oft immense Kühnheiten gewagt, betont der Grazer Domkapellmeister Josef M. Doeller, aus diesen entstünden auch die unglaublich magischen Harmonien: „Fux ist ein absoluter Meister der Klanggemälde.“
Diese Magie konnte man 1985 bei der Wiedereröffnung des renovierten Grazer Opernhauses bestaunen, in der Zauberoper „Angelica vincitrice di Alcina“. Oder anlässlich der vielen Feste zum 350. Geburtstag des Barockmeisters. Die styriarte ließ ihn 2010 mit dem funkelnden Juwel „Orfeo ed Euridice“ hochleben und hat sich nun ganz der Pflege seiner (insgesamt 18) Opern verschrieben. Dabei soll vor Ohren geführt werden, was Fux in „Gradus ad Parnassum“ schrieb: „Das Leichte ist eigentlich das Schwere, doch in diesem schweren Leichten beruht die Vorzüglichkeit des guten Geschmacks und seine Würze.“
Michael Tschida