"Wir bringen in der kommenden Saison einen sehr vielfältigen Spielplan auf die Bühne, mit dem wir tatsächlich versuchen das Motivierende, den Aufruf zum Spielen, in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig Machtspiele als etwas Destruktives zu zeigen", umriss (der Kärntner) Intendant Alexander Kubelka   bei der Präsentation des Spielplans in Bregenz das Portfolio des zehn Produktionen umfassenden neuen Programms. Im Hinblick auf die derzeitigen Geschehnisse in der Welt, ist er sicher, damit "die Lage auf den Kopf getroffen" zu haben.

Inhaltlich bildeten Machtspiele und -spielchen den dramatischen Ausgangspunkt bei der Auswahl der Stücke. "In jedem Stoff haben wir solche Machtspiele gefunden", versicherte Chefdramaturgin Britta Kampert, eine großangelegte Suche sei nicht nötig gewesen. Neben bekannten und bewährten Dramatikern gelangen 2017/18 auch zwei Uraufführungen auf die Bühne. Die erste ist der Roman "Effi Briest" von Theodor Fontane, die in einer Bühnenfassung von Ronny Jakubaschk zur Aufführung kommt (6. April 2018).

Kaspar Hauser mit Musik

Die zweite Uraufführung (9. Mai 2018) wird ein Wiedersehen mit der Band Naked Lunch, die zuletzt mit dem gewagten Opern-Theater-Pop-Projekt "Alcin@", einer von Bernd Liepold-Mosser bearbeiteten Händel-Oper, in Bregenz Erfolge feierte. In dem Stück mit dem Arbeitstitel "Kaspar Hauser" nimmt Kubelka als Regisseur die historische Figur als Ausgangspunkt für "eine musikalische Bildergeschichte". Anlass für die Produktion ist die neue CD der Band, deren Kompositionen im Herbst/Winter 2017 fertig sein sollen.

Naked Lunch, hier bei einem Konzert im Stadttheater klagenfurt, sind in Bregenz bei einem "Kaspar Hauser"-Projekt dabei
Naked Lunch, hier bei einem Konzert im Stadttheater klagenfurt, sind in Bregenz bei einem "Kaspar Hauser"-Projekt dabei © stk/arnold poeschl

Die österreichische Erstaufführung (6. Oktober 2017) "Unter Verschluss" des Spaniers Pere Riera ist ein Politkrimi, in dem "sehr fein" die Machtkämpfe zwischen einem Staatspräsidenten und der wichtigsten Journalistin des Landes zutage treten. Regie führen wird zum ersten Mal in Bregenz der deutsche Maik Priebe. Ebenfalls zum ersten Mal am Landestheater ist die gebürtige Bregenzerin Ute Liepold, die "Kunst" der französischen Autorin Yasmina Reza (28. April 2018) inszenieren wird.

Noch ein Geheimnis

Neugierig machte der Theaterdirektor auf das klassische Stück "Der Volksfeind" von Henrik Ibsen, das am 13. Jänner 2018 Premiere feiern wird. Die Hauptrolle will er mit einer "sehr bekannten Darstellerin" besetzen, die nicht wie in der Regel als positive Heldin agieren, sondern eine Volksfeindin sein wird, die sich "vielleicht auch machtgierig zeigt". "Den Namen werde ich allerdings erst verraten, wenn die Unterschrift unter dem Vertrag steht", gab sich Kubelka geheimnisvoll. Wiederkommen als Regisseur wird für das Stück Matthias Rippert, der dem Haus erst vor kurzem mit "Mein Kampf" von George Tabori ausverkaufte Vorstellungen bescherte.

Klassiker

Als klassische Werke werden in der kommenden Saison neben "Der Volksfeind" auch Arthur Schnitzlers "Liebelei" zum Saisonauftakt am 22. September in der Inszenierung von Rudolf Frey und das Lustspiel "Der Parasit" von Friedrich Schiller (Regie: Tobias Materna) gezeigt. Ewald Palmetshofers "Die Unverheiratete", eine Generationengeschichte und Auseinandersetzung mit den Täterinnen des Zweiten Weltkriegs, wird ab 10. März zu sehen sein. Das Familienstück vor Weihnachten ist in diesem Jahr "Anton - Das Mäusemusical" von Gertrud und Thomas Pigor (26. November).

In Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester kommt 2017/18 die Opera buffa "Don Pasquale" von Gaetano Donizetti zur Aufführung. Dirigieren wird Karsten Januschke, Regie führt Michael Schachermaier. Zwei Österreichische Erstaufführungen sind in der kommenden Saison mit "Ronny von Welt" von Thilo Reffert (24. September) und "Billy de Kid" von Herman van de Wijdeven (April 2018) im Rahmen des Jungen Landestheaters zu sehen.

Bilanz

Mit dem Jahr 2016 zeigte sich das Landestheater-Team mehr als zufrieden. Die Auslastung habe 79 Prozent betragen, am Ende der Spielzeit 2016/17 rechne man mit 86 Prozent. Das bedeute ein Plus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr, rechnete Kubelka vor.