Er hat ihn nicht bekommen, den Literaturnobelpreis, für den er immer wieder hoch gehandelt wurde. Aber fast gleich viel wert war für den am 11. September verstorbenen spanischen Star-Autor wohl das Lob des deutschen „Literaturpapstes“ Marcel Reich-Ranicki, der im „Literarischen Quartett“ den Roman „Mein Herz so weiß“ als „genial“ bezeichnet und Marías als „den größten im Augenblick lebenden Schriftsteller der Welt“ gelobt hatte.

So begann 1996 im deutschen Sprachraum die Erfolgsgeschichte eines Literaten, die auch nach seinem coronabedingten Tod kurz vor seinem 71. Geburtstag noch lange nicht beendet sein dürfte. Gleich zwei Bücher sind beim S. Fischer Verlag in Vorbereitung. Beide Bücher des Spaniers kommen punktgenau zur Frankfurter Buchmesse mit ihrem Spanien-Schwerpunkt auf den Markt: Noch im September erscheint der Taschenbuch-Wälzer „Dein Gesicht morgen“ – mit 1600 Seiten ein Monumentalwerk rund um einen Geheimdienstmitarbeiter, der die Begabung hat, aus den Gesichtern von Menschen Verborgenes zu lesen.

Ebenfalls in Geheimdienstkreisen ist der im Oktober auf Deutsch erscheinende Roman „Tomás Nevinson“ angesiedelt. Darin geht es um eine ehemalige ETA-Terroristin, die aufgespürt werden soll. „Eine meisterhafte Mischung von Spionageroman, erotischem Abenteuer und moralischer Reflektion“, urteilte die spanische Tageszeitung „El País“ – „vermutlich der beste Roman, den Javier Marías je geschrieben hat!“ Noch ein Superlativ am Lebensende des Autors und Zeitungskolumnisten, dessen 16 Romane in 35 Sprachen übersetzt wurden. Wer braucht da noch den Literaturnobelpreis?

Javier Marías. Dein Gesicht morgen. Fischer Verlag. 1632 Seiten,
37 Euro