Sentimental, bittersüß, berührend, tragikomisch – die Liste der Emotionen ließe sich noch erheblich verlängern. Aber es kommt eben nicht alle Tage und auch nicht alle Jahre vor, dass in einem knappe 200 Seiten umfassenden Roman in einem wunderbaren Tonfall all das zur Sprache kommt, was auf einer Gefühlsskala zwischen den Polen „tieftraurig“ bis „überglücklich“ aufscheint. Es ist sicherlich kein großes Wagnis, schon jetzt von einer der schönsten Entdeckungen desJahres zu sprechen. Nachsatz: spät, aber doch. Dieses literarische Juwel, von dem hier die Rede ist, erschien im italienischen Original bereits 1973. Damals veröffentlichte Gianfranco Calligarich, heute 74, das fern seiner Heimat beharrlich ignorierte Meisterwerk „Der letzteSommer in der Stadt“. Eine Liebeserklärung an das Leben in faszinierender Intensität; dem gelungenen Versuch, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ in Poesie zu verwandeln, vergleichbar.