Herr Jaroschka, die Amtsübergabe erfolgte in Etappen, aber heute gibt es den endgültigen Schlusspunkt. Wie schwer fällt Ihnen der Abschied von den „Lichtungen“?
MARKUS JAROSCHKA: Sehr schwer, aber das überrascht wohl nicht. Es waren ja 38 überaus ereignisreiche und intensive Jahre. Aber einmal muss man den Schlussstrich ziehen. Das habe ich im Jänner offiziell getan. Die aktuelle Ausgabe aber, die heute präsentiert wird, habe ich noch mit vorbereitet – und Geld habe ich auch noch aufgetrieben.

Blicken wir ein wenig zurück. Im Jahr 1981 waren die „Lichtungen“ ja eigentlich ein klassischer Ein-Mann-Betrieb.
Damals habe ich wirklich alles alleine gemacht. Von der Belieferung der Druckerei mit den Texten bis hin zur Versendung der Hefte an die Abonnenten.

Das wandelte sich, wie vieles andere auch, zum Glück schon sehr. Mittlerweile verfügen Sie ja über ein großartiges Team samt Kuratorinnen und Kuratoren.
Absolut. Das war ja auch mitentscheidend für meinen Rückzug. Jetzt sollen wirklich die Jungen unter der Leitung von Andrea Stift-Laube mit dem begleitenden Team, in dem vor allem Helwig Brunner seit vielen Jahren eine enorm wichtige Rolle spielt, ihre Ideen und Pläne verwirklichen.

Stichwort Verwirklichung. Eine maßgebliche Rolle spielten ja stets die Neuentdeckungen. Auf welche Debüts sind Sie denn besonders stolz?
Ach, da gibt es wirklich enorm viele Autorinnen und Autoren. Valerie Fritsch, Olga Flor, Gerhild Steinbuch gehören dazu, Clemens J. Setz und Thomas Glavinic ebenfalls. Und in jüngerer Zeit Marie Gamillscheg und Irene Diwiak.

Andererseits waren ja auch nicht weniger als sechs Nobelpreisträger und Nobelpreisträgerinnen mit Texten vertreten.
Das war und ist natürlich eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung. Aber die Zahl stimmt tatsächlich: Herta Müller, Orhan Pamuk, Patrick Modiano, Jean-Marie Gustave Le Clézio, Tomas Tranströmer und die Friedensnobelpreisträgerin Sihem Bensedrine lieferten uns Beiträge.

Zurückzuführen ist das ja auch auf die enorme internationale Vernetzung durch Städte- und Länderschwerpunkte. Wissen Sie, spontan gefragt, in wie vielen Ländern die Lichtungen präsentiert wurden?
Die Zahl habe ich jetzt nicht im Kopf, aber es waren sicher mehr als 50 Länder, darunter Japan, Kuba, China, Brasilien, Israel und etliche europäische Länder. Und wirklich sehr stolz bin ich auf die „Literatur aus Sibirien“, die international für großes Aufsehen gesorgt hat.

Hätten Sie sich in den Anfangsjahren derlei Erfolge auch nur annähernd erträumt?
Überhaupt nicht. Da gab es ja immer wieder Überlebenskämpfe. Und auch später wäre all das durch den Idealismus und die Mithilfe treuer Wegbegleiter und -begleiterinnen nicht möglich gewesen, allen voran Birgit Pölzl von den Minoriten und Wilhelm Walter Ernst alias Caesar, der mich immer wieder sehr motiviert hat.

Zu kurz kam zweifellos das eigene Schreiben. Gibt es da konkrete Projekte?
Der Wunsch, wieder mehr zu schreiben, spielte eine wichtige Rolle für meinen Abschied. Ich habe jede Menge Gedichte und Erzählungen geschrieben, dazu gibt es eine Vielzahl von Notizen und weitere Ideen.

Das eine oder andere Werk wird also hoffentlich erscheinen. Vielleicht mit einem Vorabdruck in den „Lichtungen“?
Möglich. Aber das müssen die Herausgeber entscheiden.