Helmut Berger war nie ein Mann der leisen Töne. Einst galt er als schönster Mann der Welt, war Exzentriker mit Hang zum Größenwahn und eine Erscheinung vor der Kamera. Nun ist er kurz vor seinem 79. Geburtstag gestorben. Das gab sein Management bekannt: "Voller Trauer müssen wir das Ableben von Schauspiellegende Helmut Berger mitteilen, der heute um 4 Uhr morgens friedlich, aber dennoch unerwartet, in seiner Heimatstadt Salzburg entschlafen ist."

Sein Mentor und späterer Lebensgefährte, der 38 Jahre ältere italienische Star-Regisseur Luchino Visconti, erkannte das große Talent des Österreichs sofort. Mit den Filmen "Die Verdammten", für den Berger als bester Nachwuchsschauspieler eine Golden-Globe-Nominierung erhielt, sowie  "Gewalt und Leidenschaft" und "Ludwig II" setzte er ihm ein Denkmal. Berger personifizierte den sexuellen Tabubruch im europäischen Kino, er wurde insbesondere für seine Darstellung narzisstischer und bisexueller Figuren bekannt. An seiner Seite spielten Romy Schneider, Elizabeth Taylor, Henry Fonda, Burt Lancaster und Silvana Mangano. Und auch Berger selbst wurde zum Weltstar, modelte und schaffte es als erster Mann überhaupt auf das Cover der "Vogue". Bekannte Fotografen wie Helmut Newton, Mary Ellen Mark oder David Bailey veröffentlichten Bilderreihen mit ihm. Andy Warhol fertigte Polaroids von Berger an und reproduzierte sie als Siebdrucke. 

In den 1970er-Jahren spielte Helmut Berger jedoch auch in Filmen anderer Regisseure mit wie etwa Vittorio De Sika, Joseph Losey oder Claude Chabrol. Der tiefe Fall des Helmut Berger, der in den 1960er- und 1970er-Jahren als einer der Größen seiner Zunft galt, ging schließlich mit massiven Alkohol- und Drogenproblemen einher. Vor allem der Tod Viscontis 1976 hatte Berger in eine tiefe persönliche Krise gestürzt, es folgten ein Selbstmordversuch, Alkoholexzesse und ein dekatender Lebensstil. Und Berger sagte selbst einmal, dass er sich danach nie wieder verliebt habe.

1983 und 1984 übernahm er eine Rolle in der erfolgreichen Serie "Der Denver-Clan". Helmut Bergers Spezialität war aber der anspruchsvolle Kunstfilm. 1983 spielte er in "Ludwig 1881" von Fosco und Donatello Dubini. 1990 war er zu sehen in der Hollywood-Produktion "Der Pate III". Diese große Leidenschaft für den Film ließ ihn trotz persönlicher Probleme nie los, 2015 etwa überzeugte er in der Rolle des alternden Modeschöpfers Yves Saint Laurent im Film "Saint Laurent" von Bertrand Bonello, mit dem er bei den Filmfestspielen Cannes ein Comeback feierte - wenn auch zittrig und gesundheitlich angeschlagen.

Einem jüngeren Publikum wurde er übrigens zwei Jahre zuvor, 2013, durch seine Teilnahme am RTL-Dschungelcamp "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" bekannt. Aus gesundheitlichen Gründen stieg er nach wenigen Tagen wieder aus, besonders zuträglich für sein Image war der Auftritt aber sicher nicht. "Es ist mir scheißegal", sagt Berger der Filmemacherin Valesca Peters, als sie ihn fragt, was andere wohl über ihn denken. 

2019 erschien der Dokumentarfilm "Helmut Berger, meine Mutter und ich" der Filmemacherin Valesca Peters. Im November 2019 gab Berger schließlich bekannt, nach mehreren Lungenentzündungen seine Schauspielkarriere zu beenden. Er wolle wie sein Vorbild Marlene Dietrich seinen Lebensabend außerhalb der Öffentlichkeit verbringen.

Sein Lebensmotto "La Dolce Vita" genoss Helmut Berger jedenfalls zeitlebens in vollen Zügen. Der frühere Liebling auf allen Partys des internationalen Jetsets lebte bis zuletzt "glücklich, zufrieden und gut gelaunt" in Salzburg, so sein Manager Helmut Werner. Und: "Vor vielen Jahren sagte mir Helmut Berger: 'Ich habe drei Leben gelebt. Und das in 4 Sprachen! Je ne regrette rien!'"