"Der Fall Teichtmeister kostet uns den Oscar." So titelte heute der mediale Boulevard, als bekannt geworden war, dass "Corsage" nicht für den Oscar nominiert worden ist. Eine spekulative Schlussfolgerung, auch wenn man zugestehen muss, dass die Affäre die Chancen des österreichischen Beitrags nicht erhöht hat. Und dass die Krisen-PR zum "Sisi"-Film nicht optimal lief: Zu sehr hat man sich selbst zum Opfer stilisiert, zu viel wurde über Formalitäten geredet.

Aber erst die Boulevardpresse musste kommen, um zu zeigen, dass sich jetzt eine ganze Nation zum Teichtmeister-Opfer erklären kann. "Uns" wurde der Oscar weggenommen. Dass es sich nur um eine Nominierung handelte und man in dieser Kategorie ohnehin gegen den sicheren Sieger "Im Westen nichts Neues" angetreten wäre, ist nach dieser Logik nichts weiter ein unwesentliches Detail. Die Pflege von Dolchstoßlegenden und die Inszenierung als Opfer: In beiden Praktiken ist die rot-weiß-rote Seele eingeübt.

Die Nichtnominierung tut dem Film vielleicht besser, als weiter im schiefen Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Aber der gelernte Österreicher sieht halt nicht so gern die größeren Zusammenhänge (oder die wahren Opfer), sondern das, was ihm genommen worden ist. Man denke nur an den Rosegger. Oder den Schranz. Doch die heimische Seele ist so kompliziert, dass ein "Sieg" gleich Grund zur Freude wäre. Da gibt es erst recht Zank und Hader. Siehe die Nobelpreise für Elfriede Jelinek und Peter Handke.