Wer wäre einst nicht gerne mit Eric, Donna, Jackie, Kelso, Fez und Hyde im Keller der Foremans abgehangen? Die exzentrischen Charaktere, die zum Markenzeichen gewordene, sich zwischen den im Kreis sitzenden Figuren drehende Kamera, der poppige 70er-Look – die Serie "Die wilden Siebziger" war Kult. Nach einem gescheiterten Versuch 2002, mit "That 80’s Show" einen erfolgreichen Ableger zu schaffen, möchte es Netflix nun noch genauer wissen und schickt uns zurück in die wilden 90er.
Angesiedelt als Fortsetzung der Original-Show mit den Sprösslingen der ursprünglichen Clique, setzt "That 90’s Show" nicht nur auf Nostalgie für Fans der Serie, sondern holt auch die (sehr) frühen Millennials in dem amüsierten Schock ab, dass ihre Kindheit und Jugend nun schon in die Kategorie Historienstück fallen.

Während die Teen-Darsteller von einst, Topher Grace, Laura Prepon, Mila Kunis, Ashton Kutcher und Wilmer Valderrama, nur in Gastauftritten zu sehen sind, sind Erics Eltern Kitty (Debra Jo Rupp) und Red (Kurtwood Smith) wieder als Hauptdarsteller dabei.

Sie nehmen ihre schüchterne Enkelin Leia (Callie Haverda), Erics und Donnas Tochter, über die Ferien in Point Place, Wisconsin auf, nachdem Leia ihrem Vater weismachen konnte, dass sie keine Lust hat, ins Feriencamp zu fahren. Dort lernt sie auch bald die Teens aus der Nachbarschaft kennen – darunter die feministische Riot-grrrl-Anhängerin Gwen (Ashley Aufderheide).

Die Serie versucht nicht, das Rad neu zu erfinden und bleibt bei dem, was die Fans aus dem Original kannten. Eine Gruppe Teens, die regelmäßig im Keller der Foremans ihre Problemchen bespricht, wilde Aktionen plant und nebenbei erste Romanzen durchlebt. Selbst die Charakteristika der Original-Figuren finden sich hier 1:1 wieder, auch wenn die Autoren sie ein wenig in ihrer Konstellation durchgemischt haben. Auch Red ist noch immer der grantige Mann mit goldenem Herzen, Kitty noch immer die Übermutter, die sich freut, dass ihr Nest nun nicht mehr so leer ist.

Neu hingegen sind zwangsläufig die kulturellen Referenzen. Ob hier nun zu Raves gegangen wird, in der Videothek "Free Willy" und "Clerks" ausgeborgt wird oder der neueste Gameboy erwähnt wird – für Zuschauer zwischen Mitte 30 bis Mitte 40 bietet sich hier wahrlich ein kleiner Nostalgietrip. Ob "That 90's Show" sich auf Dauer behaupten wird können, wird sich zeigen. So sehr die Serie noch auf den Wiedererkennungswert setzt, so sehr wird sie darauf angewiesen sein, sich irgendwann inhaltlich von dem Original differenzieren zu können.

Auch ist Netflix’ inzwischen sehr kurze Geduld mit Serien und die hohe Absetzungsrate berühmt-berüchtigt. Aber so lange hat der Zuschauer erst mal Spaß, wieder ein wenig Zeit mit ein paar alten Bekannten zu verbringen.