"Ich glaube, er hat einen Vogel in mir gesehen, wollte mich hochschmeißen und genug Luft unter meinen Flügeln ausbreiten", sagt Alois Hotschnig. Das ist eine – selbstredend – literarische Beschreibung, wie aus dem Ministranten in Oberdrauburg dank des Pfarrers ein hochgelobter Autor wurde. Und die Geschichte geht so: Pfarrer Josef Gabruč, der sich sehr für die Jugend einsetzte, stellte eines Tages eine Bananenschachtel voller Bücher vor die Tür von Hotschnigs Elternhaus: "Er hat gesagt: 'Lies das. Und wenn dir etwas gefällt: Von allem gibt es mehr. Und in einem Jahr bekommst du eine neue Bananenschachtel mit Büchern.'" Hotschnig hat dann diese Bananenschachtel unter das Bett geschoben und ignoriert. "Nach einem Jahr fragte er mich wirklich nach den Büchern und ich musste zugeben, dass ich nichts davon gelesen hatte. Er meinte nur: 'Macht nichts, ich habe wie versprochen eine neue Schachtel mit Büchern dabei.' Und aus lauter Scham habe ich begonnen zu lesen." Und er hat nie wieder aufgehört: "Dass man mithilfe der Literatur dem gelebten Leben ins Auge schauen kann, war für mich eine Entdeckung", erzählt der Kärntner Autor, der morgen mit dem Christine-Lavant-Preis ausgezeichnet wird.