Als David Bowie sich sein Alter Ego Ziggy Stardust überstülpte, bebte die Erde: Man schrieb das Jahr 1972 und mit „The Rise and Fall from Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“ verwandelte sich Bowie in einen Überirdischen und Superstar.
Comic-Künstler Reinhard Kleist spürt in dem bei Carlsen erschienen Comic "Starman" diesem schrillen Chamäleon der Pop-Geschichte in grellen Bildern nach: Montiert Song-Texte, verwebt die Lebensgeschichte von Bowie mit seinen Liedern. Ein gekonnt erzähltes Werk, dem es gelingt, die Stimmung der Zeit und die Genialität dieses Albums widerzuspiegeln: „There’s a Starman waiting in the Sky“. Immer wieder wird die Geschichte selbst so metaphysisch wie Bowies Ziggy: „Ein Prophet aus Licht, Schminke und Sex“. Bowie wäre  am 8. Jänner 2022 75 Jahre alt geworden, er starb am 10. Jänner 2016. „Starman“ ist eine Hommage an einen großen Künstler in dick aufgetragenen Farben, dessen große Stärke darin liegt, die genialen und rätselhaften Songs in Bilder zu verwandeln.

David Bowie war ein genialer Musiker, als Schauspieler spielte er in Filmen wie "Labyrinth" (von Jim Henson und Produzent George Lucas) den Goblin-Konig Jareth oder war "Der Mann, der vom Himmel fiel" - dieser Film von Nicolas Roeg darf auch als Programm seines Lebens gelten: Bowie wirkte stets überirdisch, ein genialer Schöpfer immer neuer (Musik)Welten. Sein musikalisches Werk spannt den Bogen von "David Bowie" (1967) bis "Blackstar" (2016) - ein schon unter dem Einfluss seiner unheilbaren Krebserkrankung düsteres Werk. "Blackstar" erschien am 8. Jänner 2016, Bowie selbst starb zwei Tage später: am 10. Jänner 2016.

Der am 8. Jänner 1947 in London zur Welt gekommene Bowie kam im Alter von 9 Jahren mit Rock 'n' Roll in Berührung. Auch Kleists Graphic Novel folgt dem "Starman" zurück in jene Zeit als der Rock-Messiahs noch ein kleiner Junge war: Sein Vater war Marketingleiter, seine Mutter Kellnerin. Er war, "der Junge, der sehnsüchtig darauf wartete, dass ihn jemand mitnimmt zu den Sternen." In Kleists bei Carlsen schon im Vorjahr erschienener Comic-Bio  erwacht der Geist jener Zeit: Jazz im "Flamingo Club", die Sendung "Top of the Pops" und Bilder von Apollo 8, dem ersten bemannten Raumflug zum Mond im Jahre 1968. Die Welt war im Umbruch - wie sie es immer war - aber die Sterne waren dennoch noch nie so zum Greifen nahe.

Mit "Toy" erschien diese Woche ein posthumes Album: Alles Songs aus den Jahren 1964 bis 1971, die Bowie neu eingespielt hatte, die aber nach einem Streit mit seiner Plattenfirma Anfang der 2000er-Jahre wieder in der Schublade verschwanden. Ein Film, der Bowie-Freunden ans Herz gelegt sei, ist "Stardust" aus dem Jahr 2020. Darin spielt der großartige Musiker und Schauspieler Johnny Flynn David Bowie und singt dessen Songs auch selbst. Auch in diesem Werk wird die Reise des Künstlers zum künstlerischen Ich Ziggy Stardust unternommen.

Reinhard Kleist. Starman. David Bowie's Ziggy Stardust Years. Carlsen, 176 Seiten.
Reinhard Kleist. Starman. David Bowie's Ziggy Stardust Years. Carlsen, 176 Seiten. © Reinhard Kleist/ Carlsen

Bowie-Songs für die Ewigkeit