Erst vor wenigen Tagen begeisterte sie bei der Uraufführung von René Polleschs "Goodyear" die Zuschauer in Berlin bei der Rückkehr Richtung Normalität mit einem gewohnt energiegeladenen Auftritt in ungewohntem Outfit - im Rennfahreranzug. Sophie Rois, in Linz geborene Schauspielerin und fast ein Vierteljahrhundert fix an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz engagiert, ist nun Ensemblemitglied des Deutschen Theaters. Am Dienstag (1. Juni) feiert sie ihren 60. Geburtstag.

Sie zählt zu den markantesten und profiliertesten Schauspielerinnen ihrer Generation, absolut unverkennbar in ihrer Einsatzbereitschaft und ihrem Gestaltungswillen, in ihrer markanten Stimme, ihrer künstlerischen Unbedingtheit und ihrem Selbstironie einschließenden spielerischen Selbstbewusstsein. Dass sie 1998 für eine Salzburger Festspielsaison dennoch die Buhlschaft im Domplatz-"Jedermann" verkörperte, zeigt nur ihre Bereitschaft, ganz ohne Schauklappen alles auszuprobieren und sich auf alles einzulassen. Als sie 2018 - nach ihrer Kündigung an der Volksbühne - den Gertrud-Eysoldt-Ring erhielt, würdigte die Jury "ihr langjähriges Bekenntnis zum Ensembletheater an der Berliner Volksbühne" und bescheinigte Rois "Professionalität, inhaltliche Unbestechlichkeit und ungeheuren Spielwitz".

Am 1. Juni 1961 in Linz geboren, wuchs Sophie Rois in Ottensheim auf und machte im Lebensmittelgeschäft ihrer Eltern eine Lehre zur Lebensmitteleinzelhandelskauffrau. Danach studierte sie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Schon ihre ersten Engagements führten die Oberösterreicherin ab 1987 nach Berlin - an das Renaissance-Theater, an die Freie Volksbühne und an das Schillertheater. Ihre künstlerische Heimat wurde die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, der sie von 1993 bis 2017 angehörte, und wo sie nach der Ernennung von Chris Dercon zum Intendanten kündigte. Unzählige Inszenierungen, u.a. von Frank Castorf, Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler und René Pollesch, prägte sie mit.

Neben ihrer Bühnentätigkeit drehte sie auch zahlreiche Kino- und Fernsehfilme. Für ihre Rolle in "Drei" (Regie: Tom Tykwer) wurde sie mit dem Deutschen Filmpreis 2011 für die beste Hauptrolle ausgezeichnet, für die Rolle der Erika Mann im Fernseh-Mehrteiler "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" erhielt sie den Grimme-Preis. Zu ihren Auszeichnungen zählen auch der deutsche Theaterpreis "Der Faust" (2010) und der Berliner Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung (2012). "Ihr Spiel und ihre Stimme sind rau und zart, feinsinnig und vehement zugleich, stets spröde und bezaubernd", hieß es damals in der Begründung. "Ihre Darstellungskunst verbindet angstfreie Intelligenz und gesetzte Form, deren berührende Unmittelbarkeit immer reflektiert und abenteuerlich zugleich ist."

Am Deutschen Theater sind derzeit u.a. ihre Programme "Have a Cup of Tea mit Sophie Rois", "Sophie Rois macht Theater" und "Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater" im Repertoire.