Stimmt es eigentlich, dass Sie sich ursprünglich als Pippi beworben hatten – und nach den Castings die Rolle der schüchternen Annika bekommen haben?
Maria Persson: Nein. Ich wollte von Anfang an nur Annika sein. Sie setzten mir zwar einmal eine Pippi-Perücke auf, aber das war nur ein Spaß. Mir war von Anfang an klar, dass Inger Nilsson als Pippi die beste Wahl sein würde. Ich war sehr glücklich, dass ich unter 8000 Kindern beim Casting als Annika ausgewählt wurde.

Es entstand eine TV-Serie mit 13 Teilen, dazu kamen noch zwei Kinofilme.
Maria Persson: Ja, und ich war zwischen meinem achten und elften Lebensjahr immer dabei.

Erinnern Sie sich noch an Ihre schönsten Momente?
Maria Persson: Das waren die Reisen. Wir drehten auf Barbados, außerdem filmten wir im damaligen Jugoslawien, und zwar im heutigen Montenegro. Und zur Sommerzeit hatte man eine besonders schöne Gegend in Schweden ausgewählt.

Nun mag man denken: Wer in einer weltweit so erfolgreichen Serie mitgewirkt hat, hat nachher keine Sorgen mehr. Die jungen Hauptdarsteller müssten relativ reich und glücklich geworden sein. Warum sind Sie also heute arm?
Maria Persson: Diesen Erfolg hatte keiner geahnt. Wir erhielten statt einer saftigen Gage nur umgerechnet 2000 Euro. Offensichtlich war es in Schweden auch nicht üblich, Kinderdarsteller hoch zu bezahlen. Einmal hat mein Vater für mich interveniert, wollte mehr Geld. Er wurde brüsk zurückgewiesen. „Wenn es Ihnen nicht passt, suchen wir uns eben eine andere Annika“, kanzelte man ihn ab.

Mit einer Folge-Karriere hat es bei Ihnen auch nicht geklappt?
Maria Persson: Ich träumte zwar weiterhin von Film, Film, Film und besuchte eine Schauspielschule, doch ich hab’s aufgegeben. Es wollte einfach nicht funktionieren. Also ließ ich mich zur Krankenschwester ausbilden.

Und wie sind Sie schließlich auf Mallorca gelandet?
Maria Persson: Ich lernte in Schweden einen Mann kennen, der in einer Bank arbeitete. Er musste zurück nach Spanien. Weil ich so verliebt war, ging ich mit. Nach vier Jahren war die große Liebe vorbei – und ich kehrte zurück nach Schweden.

Wo Sie aber nicht blieben?
Maria Persson: Weil ich mich dort einfach nicht mehr zu Hause fühlte. Ich hatte mich zu sehr an die spanische Mentalität gewöhnt, wollte mit den Leuten tratschen. Das war in Schweden nicht üblich. Nicht umsonst heißt einer von Ingmar Bergmans großen Filmen „Das Schweigen“. . . Mein Vater besaß eine Tankstelle. Wenn ich dort Kunden ansprach, wunderten sich alle, dass ich mit ihnen reden wollte. Nach vier Monaten hatte ich genug. Es zog mich nach Mallorca zurück. Dort lebe ich jetzt seit 21 Jahren. Derzeit muss ich wegen meiner Knieprobleme aber vom Krankengeld leben.
Haben Sie zu den beiden ehemaligen „Pippi“-Partnern noch Kontakt?
Maria Persson: Seit einiger Zeit, ja. Wir sind über Whatsapp verbunden, korrespondieren in regelmäßigen Abständen, wünschen einander alles Gute.

Erwägen Sie eventuell eine neuerliche Rückkehr nach Schweden, wenn die Knie-Operationen vorbei sind?
Maria Persson: Nein, denn der Zorn, dass wir damals für diese Erfolgsserie so schlecht bezahlt wurden, ist noch immer groß. Es gibt keinerlei Anlass, wieder nach Schweden zu ziehen. Meine Mutter ist tot, mein Vater, der noch einmal geheiratet hatte, ist dement. Und mein Bruder lebt seit 35 Jahren im kalifornischen Santa Monica, ist glücklich dort und möchte auch nie wieder zurück.