Auch, wenn viele Musikliebhaber angesichts des Festivalprogramms nur das Gesicht verziehen, der Erfolg gibt den Veranstaltern des Frequency Festivals wohl recht: Schon seit Monaten sind die Drei-Tages-Pässe für das Festival ausverkauft, auch Tageskarten für den Donnerstag sind längst vergriffen. Aus dem einstigen Indie- und Alternativespektakel ist schon lange ein alle Pop-Sparten umfassendes Musikfest geworden, die Headliner stammen da naturgemäß aus dem Mainstream: Heute Donnerstag sind das Twenty One Pilots, die erst im Februar ein ausverkauftes Konzert in der Wiener Stadthalle spielten. In den USA erreichte ihr Album "Blurryface" mit knapp 150.000 verkauften Tonträgern Platz 1 in den Albumcharts, auch hierzulande stürmten die Grammygewinner in regelmäßigen Abständen die Charts - die Platz-zwei-Single "Stressed Out" war etwa auf Ö3 in Dauerrotation zu hören.

Auch Acts wie Sunrise Avenue (Donnerstag, Space Stage) um "Voice of Germany"-Liebling Samu Haber, die nach einer längeren Pause wieder zurückgekehrte Swedish House Mafia (Freitag, Space Stage), Rapper Macklemore und Dimitri Vegas & Like Mike (beide am Samstag auf der Space Stage) sind definitiv eher Ö3 als der ORF-Radioschwester FM4 zuzuordnen, obwohl letztere von Beginn an Presenting Partner des Festivals ist.

Mit Billie Eilish gibt es heute Donnerstag eine mit großer Spannung erwartete Österreichpremiere auf der Hauptbühne: Die erst 17 Jahre alte Amerikanerin mit irischen Wurzeln gilt mit ihrem düsteren und abgeklärten Sound als Hype-Act Nummer eins im Musikgeschäft. Als Fan outete sich etwa auch Dave Grohl: "Meine Töchter sind von Billie Eilish regelrecht besessen. Mit ihr passiert gerade das gleiche, was 1991 mit Nirvana geschah. Wenn ich mir jemanden wie Billie Eilish ansehe, dann weiß ich, dass Rock’n’Roll nicht aussterben wird!"

Neben Pop-Prinzessin Charlie XCX (Samstag) gibt es außerdem eine große Portion Hip Hop und Rap - nicht nur mit Macklemore sondern auch etwa mit Dendemann (der gleichzeitig mit Billie Elish wohl nicht das große Los gezogen hat, wie er auf Twitter bemerkte), Alligatoah, 187 Straßenbande, Juice Wrld, Ufo361, Trettmann und Capital Bra.

Etwas ältere Fans der harten Klänge dürften dem Auftritt der Prophets of Rage, einer Supergroup aus Mitgliedern der Bands Rage Against the Machine, Public Enemy und Cypress Hill, entgegenfiebern und auch The Offspring lassen sich wieder einmal blicken. Im Nightpark kommen Fans von EDM- und Elektro-Klängen auf ihre Kosten.

"Side Actions" vom Twerken bis zum Flunkyball

Mit dem Musikangebot hat es sich freilich noch lange nicht, abseits der beiden großen Bühnen Space- und Green Stage wird einiges an Spaß- und Sport-Programm geboten: Etwa eine Ö3 Silent Disco, die FQ19 Flunkyball World Championship (ein Trinkspiel, das im Freien mit zwei Teams gespielt wird), "Techno Yoga", eine Red Bull Freestyle Motorcross Show und einen TwerkShop.

"Green Festival" pflanzt Bäume in Übersee

Weil sich auch ein Popfestival in Klimawandel-Zeiten nicht mehr alleine auf die Fragen von Musik und Party beschränken will, wird man sich heuer indirekt als Wiederaufforster betätigen. Pro Besucher mit Zelt wird ein Baum in Übersee gepflanzt. Neu ist auch die "Trash Challenge", bei der Vorher- und Nachherfotos zur Müllbeseitigung eingereicht werden können.

"Top-Bedingungen" beim Wetter

Laut ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) soll das dreitägige Festival - mit Ausnahme von Freitag - vom Wetter her bei "Top-Bedingungen" über die Bühne gehen. Schon am Dienstag hat das "Early Camping" begonnen, die meisten Besucher reisen zwischen gestern Abend und heute Nachmittag an.

Bei der ausverkauften elften Festival-Auflage an der Traisen von Donnerstag bis Samstag können die Besucher großteils mit angenehmem Wetter rechnen. Für den Auftakt prognostiziert die ZAMG einen "sehr freundlichen" Tag, bei Höchstwerten von 23 oder 24 Grad werden ein paar Wolken durchziehen. In der Nacht auf Freitag soll laut Prognose eine schwache Störung mehr Wolken, eventuell Regenschauer und Windspitzen bis zu 40 oder 50 km/h bringen. Am Freitag selbst erwarte die Gäste "Aprilwetter" bei bis zu 22 oder 23 Grad, sagte Meteorologe Clemens Biermair zur APA. Ein Gewitter sei zwar nicht auszuschließen, es werde aber voraussichtlich eher bei Regenschauern bleiben. Deutlich wärmer soll es der Prognose zufolge am Samstag bei bis zu 26 oder 27 Grad und am Sonntag - wenn es für die Besucher wieder nach Hause geht - mit über 30 Grad werden.

Verkehrsbehinderungen möglich

Behinderungen bei der An- und Abfahrt sind im Bereich St. Pölten auf der Westautobahn (A1) und der Kremser Schnellstraße (S33) möglich, informierte die Asfinag. Der ÖAMTC verzeichnete bereits erste Einsätze, aber "nichts Gravierendes", sagte eine Sprecherin auf Anfrage: "Bisher ist es verhältnismäßig ruhig." Die Anfahrt zum Frequency "wird sich über ein paar Tage verteilen", erklärte Harald Feichtinger von der ÖAMTC-Pannenhilfe. "Wer kann, soll öffentlich anreisen und die Shuttlebusse nutzen." An den Anreisetagen wird der ÖAMTC verstärkt auf den Anfahrtsrouten unterwegs sein, um gegebenenfalls rasch Hilfe leisten zu können und Staubildung zu vermeiden. Im Eingangsbereich des VAZ geht am Mittwoch ein mobiler Pannenstützpunkt in Betrieb, auch das Rote Kreuz ist auf dem Festivalgelände im Einsatz.

ÖAMTC rät zum Zweitschlüssel

"Besonders am Sonntagvormittag werden wir alle Hände voll zu tun haben, denn die meisten Festivalbesucher merken erst kurz vor der Heimfahrt, dass der Autoschlüssel verschwunden ist oder das Fahrzeug nicht mehr anspringt", sagte ÖAMTC-Mitarbeiter Feichtinger. "Bitte unbedingt einen Zweitschlüssel mitnehmen und ihn am besten einer anderen mitfahrenden Person geben", hieß es. Ein Anhänger helfe nicht nur, den Schlüssel leichter zu finden, man könne ihn so auch beim Funddienst auf den ersten Blick identifizieren. "Dass drei Tage Festival einer Autobatterie merklich zusetzen können, schlägt sich auch in der Einsatzbilanz nieder", so Feichtinger.