Ich bin launenhaft und planlos. Ich halte mich nie an das, was ich sag“, scherzte Elizabeth T. Spira in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Dass sie im Vorjahr nach der 22. Staffel der „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ eigentlich aufhören wollte mit der Kuppelei und sich dann doch zu einer 23. Staffel für Sommer 2019 überreden ließ, war dennoch nicht planlos. Und wenn ihr nicht der Tod dazwischengefunkt hätte, die 76-jährige Vollblutjournalistin hätte sich trotz ihres langwierigen Lungenleidens (COPD) an die Abmachung gehalten. Bis zuletzt war Spira „unterwegs, um neue Geschichten erzählen zu können“. Die Suche nach Paarungswilligen begann bereits im Oktober - als ORF-Direktorin Kathrin Zechner das Millionenpublikum ins Treffen führte, wurde Elizabeth T. Spira schwach. Zudem war sie der Meinung, dass „wir einfach wirklich gut sind“.

Tausende Menschen in ganz Österreich hat sie für ihre „Alltagsgeschichten“ und für ihre TV-Partnervermittlung porträtiert, einigen davon das große Liebesglück vermittelt, und ihrem Millionenpublikum einfühlsame wie subtil-humorvolle Einblicke in das Leben am Rand verschafft. Mitunter zeigte Spira den Rand - ob im Schrebergarten oder am Würstelstand - überdeutlich, was zu hitzigen Diskussionen führte. Häufig wurde der geschickten Fragenden vorgeworfen, sie würde Menschen aus bildungsfernen Schichten der Lächerlichkeit preisgeben. Ihre 1988 entstandene Reportage „Am Stammtisch - ein Heimatfilm“ war dem ORF zu heiß.

Die Antworten auf die Frage nach Österreichs Rolle im Zweiten Weltkrieg fielen so aus, dass die damalige ORF-Führung unter Thaddäus Podgorski um das Ansehen im Ausland gefürchtet haben soll und die Reportage archivierte. Erst im August 2016 holte man sie aus dem Giftschrank.

„Ohne Hitler hätte mich das Judentum wahrscheinlich überhaupt nicht interessiert“, verwies Spira auf ihre Biografie. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als „feindlicher Ausländer“ interniert. Sie wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihren ersten Vornamen (samt z) verdankt Elizabeth Toni Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück. Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete als Journalistin im Nachrichtenmagazin „profil“. Ihre Kündigung (der „Kurier“ kaufte das „profil“ und Spira schloss sich jenen Kollegen an, die „nicht für die Zuckerrübenindustrie arbeiten“ wollten) fiel mit der Gründung von Claus Gatterers ORF-Magazin „teleobjektiv“ zusammen. Spira wechselte zum Fernsehen.

„Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: „Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert als Konzepte geschrieben.“ Das „Alltagsgeschichten“-Konzept entwickelte Spira dann mit dem Historiker Michael Mitterauer. Die Serie startete 1985, 1997 kamen „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ dazu. Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten und Fließbandarbeitern. Dabei braucht es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten - oft erstmals seit Jahren. „Mit mir geht es, weil ich eine Fremde bin und trotzdem eine Bekannte. Irgendwie hat man mich geholt, aber gleichzeitig zittert man vor mir - aber ich weiß, wie man die Leute streicheln muss.“