Am Anfang steht der "Jedermann" - wie seit 1920 ist das Leben und Sterben des reichen Mannes auf dem Domplatz auch im Sommer 2016 das zentrale Theaterstück der Salzburger Festspiele. Daneben bringt Intendant Sven-Eric Bechtolf drei gewichtige Bühnenwerke, und zwar "Endspiel" von Samuel Beckett, "Der Sturm" von William Shakespeare und "Der Ignorant und der Wahnsinnige" von Thomas Bernhard.

Das Salzburger Paradestück von Hugo von Hofmannsthal bleibt in der 2013er-Inszenierung von Julian Crouch und Brian Mertes im Spielplan, und auch die Titelrolle des "Jedermann" wird ab 23. Juli zum vierten Mal von Cornelius Obonya verkörpert. Neu an seiner Seite aber ist die Buhlschaft, die Festspiele haben die erst 26-jährige Mühlviertlerin Miriam Fussenegger als Nachfolgerin von Brigitte Hobmeier engagiert für das Mysterienspiel auf dem Domplatz (bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus).

Endzeitdrama

Daneben stehen im Schauspiel der Salzburger Festspiele 2016 drei zentrale Neuproduktionen. Allen voran "Endspiel" von Samuel Beckett. Dieses existenzialistische Endzeitdrama wurde mit dem Burgtheater koproduziert und ist mit Nicholas Ofczarek und Michael Maertens mit zwei der besten deutschsprachigen Theaterschauspieler der Gegenwart besetzt. Eigentlich hätte das Theaterstück Bezugspunkt zur gleichnamigen György-Kurtag-Oper sein sollen. Aber der 90-jährige Komponist ist neuerlich nicht fertig geworden - das Musiktheater nach Beckett musste zum vierten Mal verschoben werden. Die Premiere des Theateroriginals "Endspiel" in der Regie von Altmeister Dieter Dorn ist am 30. Juli im Landestheater.

William Shakespeares Komödie "Der Sturm" steht ab 2. August am Programm im Salinengebäude auf der Halleiner Pernerinsel. Deborah Warner wird eines der letzten Werke des vielleicht bedeutendsten Theaterdichters der Menschheitsgeschichte in Szene setzen. Peter Simonischek spielt darin den Zauberer Prospero, der nach einer Reihe guter Taten auf seine Zauberkräfte freiwillig verzichtet.

Skandalstück

Wieder im Landestheater ist am 14. August die Premiere von Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" angesetzt. In dieser tragisch-bissigen Komödie in der Inszenierung von Gerd Heinz wird Intendant Sven-Eric Bechtolf die Rolle des Doktor übernehmen, und Annett Renneberg ersetzt Johanna Wokalek als Königin der Nacht. "Der Ignorant und der Wahnsinnige" war ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele. Das Stück wurde 1972 auch in Salzburg uraufgeführt, aber nach einer einzigen Vorstellung abgesetzt. Bernhard zog das Stück zurück, weil das österreichische Gesetz die vollständige Dunkelheit in einem Theaterraum nicht zuließ. Dies ging als Salzburger Notlichtskandal in die Theatergeschichte ein.