Es war eine ziemliche Überraschung, als im Jänner publik wurde, dass Sie die nächste Buhlschaft sind. Wie viele Interviews haben Sie seither gegeben?

MIRIAM FUSSENEGGER: Ganz genau weiß ich das nicht, es waren viele, vielleicht 30? Das Pressebüro zählt für mich mit.

Und davor waren es wie viele?

FUSSENEGGER: Zwei oder drei.

Morgen beginnen die Proben zu „Jedermann“. Wie geht's Ihnen?

FUSSENEGGER: Es ist einerseits sehr aufregend, jetzt in Salzburg zu sein. Man spürt, dass alles finaler und realer wird. Andererseits bin ich froh, dass es jetzt endlich losgeht. Ich trage die Rolle seit Ende Jänner mit mir herum und beschäftige mich intensiv damit. Jetzt will ich sie auch spielen.

Wie werden Sie die erotisch aufgeladene Rolle denn anlegen?

FUSSENGER: Ich möchte das noch offenhalten und die Rolle zuerst einmal auf der Bühne erleben.

Um die Buhlschaft, diese Rolle mit rund 30 Sätzen Sprechtext, wird ein Riesenwirbel gemacht. Böse Zungen bezeichnen sie als Kleiderständer. Was kontern Sie?

FUSSENEGGER: Diese Rolle ist schon von so vielen großartigen Frauen gespielt worden. Ich will ihnen nicht unterstellen, dass sie sich alle getäuscht und sich einer Rolle gewidmet haben, die weder Spannung noch Herausforderung birgt. Und: Es ist einfach altbewährt. Genau erklären kann man sich das nicht. Der „Jedermann“ gehört zu Salzburg wie die Buhlschaft zum „Jedermann“. Es wird immer ein Mysterium bleiben, was diese Faszination ausmacht und warum das so ist.

Erkennen Sie also mehr Potenzial in der Rolle als weiblicher Erotik-Aufputz?

FUSSENEGGER: Auf jeden Fall. Ich habe den Anspruch, mehr daraus zu machen, als nur mit dem Kleid zu wacheln.

Wo und wie sind Sie dem Stück „Jedermann“ erstmals begegnet?

FUSSENEGGER: In der Schule, und ich war damals schon ein Fan von dem Stück, das bin ich bis heute. Das hat auch damit zu tun, dass es ein Schauspielmythos ist und ich damals schon Schauspielambitionen gespürt habe.

Was fasziniert Sie daran?

FUSSENEGGER: Ich finde das Stück einfach berührend. Die Themen sowie einzelne Textpassagen, die ich lese - und dabei Gänsehaut kriege.

Staffelübergabe: Brigitte Hobmeier übergibt die Rolle der Buhlschaft an Miriam Fusseneger (links)
Staffelübergabe: Brigitte Hobmeier übergibt die Rolle der Buhlschaft an Miriam Fusseneger (links) © APA/NEUMAYR/MMV

In einem Interview haben Sie angekündigt, Sie würden sich schon darauf freuen, all die Klischees nicht zu erfüllen.

FUSSENEGGER: Das Klischee, das die Buhlschaft betrifft, ist ja das äußerlich Erotische. Ich möchte, dass die Erotik nicht allzu plakativ dargestellt wird. Für mich entsteht sie durch die Beziehung zu diesem Mann und die Lust, die diese Frau für den Mann empfindet. Erotik entsteht nicht unbedingt durch die Größe des Dekolletés.

Welche aktuell brennende Aussage lesen Sie aus dem Stück?

FUSSENEGGER: Ich glaube nicht, dass man dieses Stück unbedingt gesellschaftspolitisch ins Jetzt ummünzen muss. Ich finde es legitim, auf die Zeitlosigkeit zu pochen, die darin verhandelten Themen sind doch immer relevant - der Tod, das Leben, die Liebe. Das ist letztlich immer die Basis des Mensch-Seins.

Wie auch der Tod. Wie begegnen Sie diesem im Stück so präsenten Thema?

FUSSENEGGER: Ich habe schon immer wieder Phasen, wo ich die eigene Endlichkeit als präsent erlebe, nicht weil der Tod in meinem Leben präsent ist, sondern weil ich glaube, dass das unsere Lebensführung positiv beeinflusst, wenn man sich der eigenen Endlichkeit bewusst ist.

Haben Sie den Domplatz oft heimlich besucht?

FUSSENGER: Am Freitag war ich das erste Mal auf der Bühne; allerdings begleitet von Kameras. Aber Anfang Juni bin ich einmal heimlich über den Domplatz geschlichen: mit der Sonnenbrille und mit Vorfreude im Gepäck, aber auch ein bisschen Respekt.

Welche Rolle aus dem „Jedermann“ hätten Sie sich ausgesucht, wenn Sie die Wahl gehabt hätten?

FUSSENEGGER: Den Jedermann. Das ist die Figur, die am meisten Entwicklung durchmacht. Außerdem finde ich, dass es höchste Zeit ist, dass einmal eine Frau einen Jedermann spielt und ein Mann die Buhlschaft. Und dann schauen wir, was passiert.

Werden Sie auf der Bühne auch Rad fahren?

FUSSENEGGER: Das möchte ich noch nicht verraten. Ein bisschen spannend muss es auch bleiben.