Björn Ulvaeus ist eine Legende der Popmusik: Der heute 71-Jährige war eines der vier Mitglieder der Kultband ABBA und mit seinem Freund Benny Andersson als Komponist für die unzähligen Hits des Quartetts verantwortlich. Seit der Trennung der Formation 1982 hat der Schwede unter anderem Musicals geschrieben und das ABBA-Museum in Stockholm gegründet. Das neueste Projekt ist ein Event mit ABBA-Hits unter dem Titel "Mamma Mia - The Party", das derzeit noch in Stockholm beheimatet ist, aber expandieren soll.

Das Konzept von "Mamma Mia - The Party" spielt in Griechenland. Die Location heißt aber Tyrol - woher kommt denn dieser Österreich-Bezug?
Björn Ulvaeus: Die ganze Anlage hier wurde eigentlich von einer alten österreichischen Bierstube inspiriert - und hat 50 Jahre den Namen getragen. Deshalb wollten wir ihn nun nicht ändern. Aber es ist jetzt inoffiziell Nikos Taverne.

Was ist der Unterschied zwischen dem Erfolgsmusical "Mamma Mia" und dem jetzigen Party-Konzept?
Ulvaeus: Die "Party" ist vom Musical inspiriert. Im Musical selbst ist diese Partystimmung angelegt - das habe ich immer gespürt. Das gilt für den Film wie das Musical. Ich dachte mir immer: Wenn nebenan eine Party stattfände, würden die Leute im Anschluss dahin gehen. Mein Gedanke war: Vielleicht können wir das ins Milieu eines Restaurants transformieren. Und da es sich um "Mamma Mia" handelt, musste das natürlich griechisch sein.

Sie spielen aber nicht das Musical nach, sondern kreieren eine eigene Handlung?
Ulvaeus: Wir tun also so, als wären wir in Skopelos, wo der Film gedreht wurde. Die Idee für unsere Story war, dass Nikos und seine Frau auf die Idee kommen, jeden Abend für die Touristen eine Mamma-Mia-Party zu veranstalten und dabei tolles Essen zu servieren. Die ganze Handlung findet dabei während der Gänge statt. Am Ende steht eine große Shownummer, und alles endet in einer Disco.

Muss man als Gast mitmachen?
Ulvaeus: Das Ganze ist sehr interaktiv. Man kann gar nicht verhindern, Teil der Sache zu werden. Es gibt Menschen, die sind eher scheu - und unsere Schauspieler fühlen sofort, wenn jemand nicht möchte, dass man auf seinem Schoß sitzt. Sie spüren die Angst (lacht). Aber niemand muss sich Sorgen machen.

Sie wollen mit dem Konzept expandieren?
Ulvaeus: Ich hatte zuerst an New York gedacht, aber mittlerweile haben wir uns für London entschieden, weil es einfach näher liegt. Derzeit suchen wir einen geeigneten Standort - man muss schließlich einen riesigen freien Raum finden. Und wenn es dort auch funktioniert, kann das Konzept praktisch überall auf der Welt erfolgreich sein.

Dabei gab es nach der Trennung von ABBA einige Jahre, als die Musik der Gruppe von der Bildfläche verschwunden ist, bevor sie in den 1990er ein Revival feierte. Woran, glauben Sie, lag das?
Ulvaeus: Diese Rückkehr lag an verschiedenen Komponenten. Zum einen haben einige Band wie Erasure unsere alten Songs gecovert und damit auch die Originale wieder ins Blickfeld gerückt. Dann gab es auch einige Filme. Da kam irgendwie einiges zusammen, das die Dinge wieder ins Laufen gebracht hat. Und warum das heute immer noch anhält? Das ist für mich ein großes Geheimnis. Ich bin einfach demütig und dankbar. Wir haben nur die Songs geschrieben, mehr nicht.

Apropos Songs: Derzeit findet in Stockholm der Eurovision Song Contest statt. Ist das für einen Schweden schon Alltag?
Ulvaeus: Oh nein, das ist schon etwas ganz Besonderes. Alle Bewohner der Stadt wollen die ausländischen Gäste willkommen heißen. Ich liebe diese Woche.

Beim Finale am Samstag haben Sie aber keine Rolle inne?
Ulvaeus: Oh nein, nein, nein. Ich schaue mir das gemütlich daheim vor dem Fernseher an. Ich habe mir bisher auch noch keines der Lieder angehört - so habe ich beim Finale den frischen Eindruck.

Stimmen Sie für ein Lied ab?
Ulvaeus: Nein. Das würde ich nie tun.

Ein Blick in die Zukunft: Sie haben eine der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte gegründet, Musicals geschrieben, ein Museum eröffnet. Was steht als nächstes auf ihrer persönlichen To-Do-Liste?
Ulvaeus: Ich hatte nie eine solche Liste. Ich werde von meiner Neugierde getrieben und der Lust daran, Sachen zu verwirklichen. Und davon lasse ich mich treiben - wohin auch immer. Das war bei "Mamma Mia - The Party" genauso: Ich hatte eine Idee und dann schließlich das große Privileg, sie in die Realität umzusetzen. Am Ende stand dann einfach die Frage: Warum sollte ich das nicht machen? Es ist einfach ein Riesenspaß für mich. Ich habe keine Ahnung, was als nächstes kommt, aber irgendwas wird es sein.

Ein friedliche Existenz als Pensionist ist für Sie also keine Option?
Ulvaeus: Oh nein, das wäre ja stinklangweilig. Es hält mich jung, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten und immer noch diese Neugier zu haben.

MARTIN FICHTER-WÖß