Es fängt nicht mit der Ouvertüre an, sondern mit „Fidelio“, dem verzweifelten „Gott welch Dunkel hier“ des gefangenen Florestan. Dabei ist „Die Fledermaus“ sozusagen die Antithese zu Beethovens Ideenstück. In der „Fledermaus“ geht es so gar nicht um Ideen, sondern ums konkret Menschliche: Um die kleinen und großen Finten und Betrügereien, ums Verlangen, ums Vergnügen, also all dem, dem Beethoven skeptisch gegenüberstand. Und Johann Strauss geht es nicht um das Pathos der Weltrevolution, sondern um den kleinen Ausbruch aus den Zwängen des Alltags. Etwas, was den Regisseur Stefan Herheim indes weniger interessiert. Er verwandelt die Operette in eine Art Steinbruch aus mehr oder weniger fertigen Ideen, Anspielungen und Assoziationen. Er dekonstruiert das Stück, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Intelligenz, Charme und sehr viel Witz, mit Übermut und einer unbändigen Lust am Theater und seinen Möglichkeiten.
Theater an der Wien
„Die Fledermaus“ mit Nazis und Kaiser unter Donner und Blitz
Kritik.
Der Direktor des Theater an der Wien, Stefan Herheim, spielt in „Der Fledermaus“ mit Erwartungen und Traditionen und bietet eine grelle, grandiose Revue voller Ebenen, Brüche und Assoziationen. Und mit Nazis.
© Forster