Das Mikrobiom des Menschen ist circa zwei Kilogramm schwer“. Ja, die neue Platte von Yukno ist etwas Besonderes. Wieder einmal. Nicht nur, weil dieser Satz wie selbstverständlich den ersten Song einläutet. Auf ihrem vierten Album „Gute Nachtmusik“ lässt das steirische Elektro-Pop-Duo zwei Welten aufeinander los, die für gewöhnlich nicht gemeinsame Sache machen – Elektronische Musik und Diskurs.
Melancholie wird hier getanzt. Auch dieses Mal baut Yukno der Menschheit ein Denkmal, für den Fall, dass es sie bald nicht mehr gibt. Es geht um alternative Energie und Post-Demokratie, geopolitische Depression als alltägliche Situation, das Perpetuum Mobile namens Social-Media-Feed. Die Brüder Georg und Nikolaus Nöhrer aus Feistritz liefern den Soundtrack für eine Generation, die zwischen Empfindsamkeit und Taubheit, Elegie und Ekstase schlafwandelt: „Die Zukunft steht in den Sternen und die Sterne stehen schlecht. Den Kaffee in der Mikrowelle erwärmen, wir konsolidieren den Regress“, heißt es da etwa. Der Slogan der 2010er – das „Yolo“ (“You only live once“ – „Du lebst nur einmal“) ist nur mehr Reliquie. Heute heißt es: Du erlebst nur eine Apokalypse. Yukno entführen zur Afterhour im Auge des Orkans.
Große Pose, große Cyberpoesie
Auf dieser Reise laben sich Yukno aber nicht nur an der Endzeitstimmung. Sich abfinden und daraus Kunst machen, ist das Motto. Das Seltsame als Geschenk sehen. Zum Beispiel das „Schnabeltier“. Ein Lebewesen mit Fell, aber Schnabel, ein eierlegendes Säugetier. Die Stimme von Sänger Georg Nöhrer klingt, als würde er als Astronaut aus dem All zu uns sprechen, die Musik mäandert zwischen UK-Garage, House und Elektropop. Das ist großartige Cyberpoesie. Eine Kunst, die Yukno wie keine andere Band beherrschen: die große Pose wirkt nie gekünstelt.
Gute Nachtmusik ist zumindest teilweise das, was es verspricht. Gute Musik. Für die Nacht. Noch müssen wir nicht schlafengehen.