Kein Sonnenuntergang, der nicht abgelichtet wird, keine Morgenstimmung, die nicht festgehalten wird – der Siegeszug der Smartphones hat auch viel damit zu tun, dass sie eine stets verfügbare Kamera in die Hosentasche gebracht haben. Diese wiederum brachte uns eine Bilderflut wie nie zuvor in der Geschichte: Dank sozialer Medien wie Facebook und Instagram wurde es ein Leichtes, seine Fotos mit einer Vielzahl von Menschen zu teilen. Die enorme Menge an Bildern, die auf den Internetplattformen veröffentlicht werden, bietet auch umfangreichen Stoff für wissenschaftliche Betrachtungen. An der Universität Klagenfurt etwa hat sich vor einem Jahr der Studiengang Visuelle Kultur etabliert. Erec Gellautz, seit Sommer neu in Klagenfurt, beschäftigt sich dort mit dem Thema Landschaftsfotografie. Der Forscher mit kunstwissenschaftlichem und kulturwissenschaftlichem Hintergrund hat dazu bereits eine Fotoausstellung („LAND_SCOPE“) in München mitkuratiert.

„Smartphones und Plattformen wie Instagram haben zwar auch ‚neue‘ Bildtypen populär gemacht, etwa den Ausblick in die Ferne, in den im unteren Bildraum noch die Beine des Fotografen ragen. Die Mehrheit der geposteten Landschaftsfotografien reproduziert aber die Ästhetik vergangener Epochen, wie der Malerei der Romantik“, sagt Gellautz. Die Liebe zur Schönheit in der Natur ist also keine neue Entwicklung. Die neuen Möglichkeiten der digitalen Fotografie brachten bloß neue Perspektiven mit sich.

Die Faszination von Landschaften erklärt sich Gellautz so: „Ich glaube, dass wir uns beim Betrachten von Landschaften nicht nur mit der Welt außerhalb auseinandersetzen, sondern auch tatsächlich mit uns selber. Wer bin ich? Was fühle ich? Wie stehe ich in Bezug zur Welt?“

Harmonie ist laut Gellautz ein Faktor, den Menschen in Landschaftbildern suchen. Sie könne als Grundbedürfnis gesehen werden, deshalb verwenden Fotografen auch immer den jeweils perfekten Bildausschnitt.  „Landschaften sind inspirierend, weil wir über sie weit mehr als die Welt um uns herum verhandeln. Eine Landschaft kann harmonisch oder trostlos, bedrohlich oder rätselhaft wirken – insbesondere in den Inszenierungen von Künstlern“, sagt Gellautz.

Ab nächstem Wintersemester wird der Doktorand seine Lehrtätigkeit im Masterstudium Visuelle Kultur aufnehmen. Seine Forschungstätigkeit zum Thema Fotografie will er weiter intensivieren.