Die Wertigkeit von Arbeit und Freizeit in Österreich wandelt sich, wobei Freizeit und Freunde stärker an Bedeutung gewinnen. Der Anteil jener Menschen, die die Arbeit als sehr wichtig oder wichtig einstufen, ist in den vergangenen 30 Jahren von 86 auf 63 Prozent gesunken, wie die jüngst publizierte Erhebung "Sozialer Survey Österreich" unter anderem aufzeigt.

Die 26 Autoren der seit dem Jahr 1986 zum vierten Mal durchgeführten repräsentativen nationalen Bevölkerungsumfrage haben Daten zu grundlegenden Werteorientierungen und Einstellungen zu zentralen gesellschaftlichen Lebensbereichen erhoben. Beteiligt waren Soziologen der Universitäten in Linz, Graz und Wien, teilte die Universität Graz mit. Bei den Face-to-Face-Interviews bekamen die mehr als 2000 Teilnehmer rund 200 Fragen gestellt.

"Österreich weist im europäischen Vergleich heute eine hohe Beschäftigungsquote auf, wobei die Erwerbsquote von Frauen seit den 1980er-Jahren von 50 auf 72 Prozent gestiegen ist. Ein Spezifikum in Österreich - und nur mit den Niederlanden vergleichbar - ist die hohe Teilzeitquote der Frauen von 47 Prozent", legte Mit-Herausgeber Franz Höllinger vom Institut für Soziologie der Universität Graz die Situation dar.

Vereinbarkeit von Familie und Privatleben

Ein zentraler Aspekt im Zusammenhang mit der Arbeitszeit sei die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit, Familie und Privatleben. Hier hätten sich die Arbeitszeitwünsche in den Jahren 1986 bis 2016 wenig verändert: "Die meisten Befragten sind mit der Arbeitszeit zufrieden. Ihr Anteil ist von 68 Prozent im Jahr 1986 auf 72 Prozent im Jahr 2016 sogar leicht gestiegen", so Höllinger. Dass Teilzeitbeschäftigte gerne mehr arbeiten würden, lasse sich anhand der Erhebung nicht bestätigen. Insbesondere Frauen mit Kindern seien mit dieser Lösung sehr zufrieden.

"Die Arbeits- und Berufszufriedenheit ist in Österreich generell hoch, allerdings werde Stress zunehmend als belastende Bedingung genannt", schilderte Höllinger. So haben im Jahr 2016 bereits 45 Prozent der Befragten diese Angabe gemacht, drei Jahrzehnte früher waren es noch 36 Prozent. "Stresserfahrungen am Arbeitsplatz stehen mit einem reduzierten gesundheitlichen Befinden in Zusammenhang", sagte der Soziologe.

Dennoch möchten laut dem "Survey" 22 Prozent der Befragten sogar mehr arbeiten, sechs Prozent wünschen sich eine kürzere Arbeitszeit. Bei den Vollzeitbeschäftigten hat der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduktion etwas abgenommen.