Mit Stichtag 31. Dezember 2023 waren in Kärnten 17.875 Unternehmen in weiblicher Hand, das sind 40 Prozent der gesamten Unternehmen in Kärnten. Der Frauenanteil bei den Ein-Personen-Unternehmen (EPU) lag bei 47,95 Prozent. Diese Zahlen gab die Interessensvertretung „Frau in der Wirtschaft“ im Jänner bekannt. Heruntergebrochen auf den Bezirk Völkermarkt sehen die Zahlen wie folgt aus: Mit Stand 1. Jänner 2024 gab es 2977 Unternehmen, davon werden 1131 von Frauen geführt. Das entspricht einem Anteil von 37,99 Prozent. 110 Firmengründungen von Frauen gab es alleine im Jahr 2023 im Bezirk. „Von den Branchen her befinden sich die meisten von Frauen geführten Unternehmen im Bezirk in den Bereichen Gewerbe und Handwerk, gefolgt vom Handel und an dritter Stelle Tourismus und Freizeitwirtschaft“, weiß Manuela Schnitzler, Bezirksgeschäftsführerin von „Frau in der Wirtschaft“ in Völkermarkt und seit dem Vorjahr auch Bezirksgeschäftsstellenleiterin der Wirtschaftskammer.

Katrin Winkler engagiert sich auch bei „Frau in der Wirtschaft“
Katrin Winkler engagiert sich auch bei „Frau in der Wirtschaft“ © Privat

Eine dieser Unternehmerinnen ist Katrin Winkler (32), die Ende 2019 den Familienbetrieb Autohaus Purkowitzer GmbH in Völkermarkt von ihren Eltern übernahm. Aktuell ist sie Chefin von 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unter anderem im Verkauf, der Werkstatt oder der Spengler- und Lackiererei tätig sind. Der Weg als Übernehmerin war aber nicht vorgezeichnet. „Ich habe mich eigentlich lange nicht im Betrieb meiner Eltern gesehen und habe nach der Matura erst einmal mein eigenes berufliches Glück außerhalb der Firma meiner Eltern gesucht. Erst nach einiger Zeit – und auch ein bisschen der automobilen Leidenschaft meines Mannes geschuldet – wurde der Gedanke einer Übernahme des elterlichen Betriebs für mich vorstellbar. Und so wurde es nach ein paar Jahren des Zusammenarbeitens mit meinen Eltern dann doch ernst“, sagt Winkler.

Durch die Übernahme des Familienbetriebs sei ihr aber nicht alles „in den Schoß gefallen“: „Egal, ob du etwas aufbaust oder übernimmst, es wird nur funktionieren, wenn du bereit bist, andere Dinge in deinem Leben dem Beruflichen unterzuordnen. Nach außen hin sieht das oft sehr leicht aus und man wird belächelt, aber Erfolg fällt einem nicht in den Schoß. Es ist immer harte Arbeit.“

„Selbstständigkeit nie bereut“

Ebenfalls das elterliche Unternehmen hat 2016 Claudia Possautz in Eberndorf/Dobrla vas übernommen. Sie arbeitete zuvor in einer Bank, es war aber immer klar, dass sie einmal als Landbestatterin mit ihrer „Bestattung Jauntal“, die als „Bestattung Mischitz“ von ihrem Vater gegründet wurde, weitermachen würde. „Die Übernahme war mir eine Freude, keine Verpflichtung. Ich bin mit dem Betrieb aufgewachsen“, erzählt die 55-Jährige. Sie hat keine Angestellten, ihre Familie hilft im Fall des Falles mit: „Ich habe die Selbstständigkeit nie bereut, wobei ich sagen muss, dass es am Land, wo fast jeder jeden kennt, in meiner Branche sicher einfacher ist als in einer Stadt.“

Inhaberin Claudia Possautz von der Bestattung Jauntal
Inhaberin Claudia Possautz von der Bestattung Jauntal © Simone Jäger

Ihr ganzes bisheriges Berufsleben hat Natascha Kaspar (32) im Friseurstudio „Styling Creative“ in Kühnsdorf verbracht. Vor zwei Jahren übernahm die Friseurin und Stylistin den Betrieb und beschäftigt aktuell neun Mitarbeiterinnen und eine Praktikantin. „Grundsätzlich hält die Selbstständigkeit sowohl für Männer als auch für Frauen immer wieder Überraschungen bereit, wobei in jeden Fall ein hoher Zeitaufwand damit verbunden ist“, sagt Kaspar: „Für Frauen ist der Spagat zwischen Familie und Selbstständigkeit definitiv herausfordernd. Branchenabhängig bringt die Selbstständigkeit aber auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten mit sich.“

Natascha Kaspar ist auch in der Friseurinnung aktiv
Natascha Kaspar ist auch in der Friseurinnung aktiv © Privat

Alle drei Unternehmerinnen betonen, dass es für Personen, die sich selbstständig machen wollen, das Wichtigste sei, „zu 100 Prozent hinter der Entscheidung zu stehen und beharrlich seine Ziele zu verfolgen“.