1. Was ist der Ursprung der finanziellen Probleme des Waldorf-Kindergartens?
Ein zentraler Grund: Man hat zu wenige Kinder im Kindergarten. Rechtlich ist es zulässig 25 Kinder in einer Gruppe unterzubringen. Eine Zahl, die auch von Pädagogen als angemessen betrachtet wird - zumal ja stets ein paar Kinder fehlen, etwa wegen Krankheiten oder weil sie bei ihren Eltern sind. In den vier Waldorf-Gruppen, die es in Villach gibt, hat man allerdings nur 18 oder 19 Kinder pro Gruppe. In Summe fehlen also gut 24 Kinder – oder umgekehrt: Man hat nur genug Kinder für drei Gruppen, führt aber vier Gruppen. Und muss entsprechend viele Pädagogen bezahlen. „Wir bemühen uns sehr, dass wir diese Plätze auffüllen, dann würde sich die Situation auch entspannen“, sagt Torsten Offtermann, Obmann des Vereins Waldorf Villach. Derzeit sei man „in einer Spirale gefangen. Weniger Kinder bedeuten höhere Beiträge, das schreckt Interessierte ab.“

2. Wie könnte der Verein seine Kosten senken?
Den Mitarbeitern könne man nicht weniger zahlen, wird von der Vereinsführung betont. „Wir zahlen die Gehälter, die auch die Stadt zahlt. Sie liegen rund zehn Prozent über dem Kollektivvertrag, aber wir müssen das zahlen, da uns sonst die Pädagogen abhanden kommen.“ Neben den Personalkosten sind die Mieten der größte Ausgabeposten. Im Mühlenweg zahlt man pro Jahr 24.538 Euro Miete, in Landskron sogar 37.281 Euro. Ein Betrag, der sich in den letzten Monaten erhöht hat, da hier erstmals seit fünf Jahren der Mietzins angepasst wurde – und das gleich um acht Prozent. „Wir haben uns neue Objekte angeschaut. Aber sie müssen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, etwa Kindertoiletten eingebaut haben, wir wollen nicht gleich wieder 100.000 Euro für eine Adaptierung ausgeben“, sagt Offtermann.

3. Warum sind die Kosten für Eltern beim Waldorf-Kindergarten die teuersten in Villach?
Eben weil man zu wenige Kinder für zu hohe Kosten hat. Die Beitragshöhe führt zu einem weiteren Problem: Die Stadt will Kindergartenplätze schaffen, die für jeden leistbar sind. 370 Euro, die der Ganztagesplatz (abzüglich der Förderung) im Monat kostet, sind da zu viel. Daher sprach die Politik auch davon, dass der Waldorf-Kindergarten keinen „öffentlichen Charakter“ habe.

4. Wie viel kostet eine Gruppe in einem öffentlichen Kindergarten pro Jahr, wie viel in der Waldorf Einrichtung?
Laut Auskunft der Stadt liegt der Abgang (!) bei den 45 Gruppen im Schnitt bei 110.000 Euro. Die Gründe dafür: Gut zehn Prozent der Kinder bedürfen spezieller Maßnahmen, etwa im Bereich der Integration. Zudem hat die Stadt die Möglichkeit sozial bedürftigen Familien den Elternbeitrag zu reduzieren, oder gar zu erlassen. Weiterer Kostentreiber: Man ist Eigentümer der Immobilien, also für Schaffung und instandhaltung zuständig. Die Kosten beim Waldorf-Kindergarten betragen jährlich 88.597 Euro pro Gruppe, die Abgänge 12.000 Euro pro Gruppe, in Summe fehlen derzeit also rund 48.000 Euro im Jahr.

5. Ist der Verein zu schnell gewachsen?
Offtermatt gibt ein „ja, aber“ als Antwort. Mit vier Gruppen lasse sich die Struktur leichter finanzieren. Andererseits brauche man eine „Basis für die Volksschule“.

6. Wie ist die Volksschule von der aktuellen Debatte betroffen?
Ebenso wie im Kindergarten fehlen auch hier Kinder. Problematisch: Der Einstieg in das Waldorf-System erfolgt in der Regel bereits im Kindergarten. Wenn man hier schlecht besetzt ist, fehlen in den kommenden Jahren Schulkinder. Bereits derzeit werden Klassen mehrstufig geführt.

7. Wie viel zahlt die Stadt anderen Kindergärten an Förderung?
Die kirchlichen Einrichtungen erhalten für ihre 14 Gruppen jeweils 15.000 Euro. Die sechs mehrsprachigen Sonnenstrahl-Gruppen erhalten jeweils 29.300 Euro. „Diese Einrichtung ist ein unverzichtbarer Standortfaktor. Viele Neuzugänge aus aller Welt koppeln ihr Engagement an einen Platz in einem mehrsprachigen Kindergarten“, sagt Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner (SPÖ).

8. Zahlen andere Städte wirklich mehr an private Kindergärten?
„In Klagenfurt erhält jeder private Kindergarten, unabhängig vom Träger 24.000 Euro pro Gruppe“, sagt Bildungsstadtrat Franz Petritz (SPÖ). Das System wurde erst vor wenigen Monaten geändert. Zuvor erhielten kirchliche Einrichtungen mehr Geld.

9. Welche Lösung strebt die Stadt an?
Beide Seiten sprechen mittlerweile von einem „guten Klima“ – mehr sagt man vorerst nicht.