Bereits zu Beginn des Ukraine-Konfliktes hat das Österreichische Jugendrotkreuz Materialien für Kinder und Jugendliche entwickelt, in denen die aktuellen Ereignisse aufgegriffen und beschrieben werden. Ergänzend dazu hat das Jugendrotkreuz Tirol in Kooperation mit dem Metropol Kino Innsbruck und der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung zu einem Infotalk eingeladen. Als Vortragende konnte Kinder- und Jugendpsychologin Sandra Velásquez Montiel gewonnen werden.

Ein Konflikt, wie wir ihn derzeit in Europa erleben, kann für Kinder und Jugendliche beängstigend sein. Weil die Ereignisse für Eltern einen ungewissen Ausgang haben, überträgt sich die daraus resultierende Unruhe auf die Kinder. "Entscheidend ist die Haltung der Erwachsenen, denn über diese kann es auch in unsicheren Zeiten gelingen, Kindern Klarheit und Sicherheit zu vermitteln“, sagt die Psychologin. 

„Eltern können ihren Kindern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, indem sie Regelmäßigkeit und Routine in den Alltag bringen und diesen auf zuverlässigen Strukturen aufbauen. „Geben Sie den Kindern Raum für ihre Gefühle und Gedanken, ohne zu beurteilen.“ Die Kinderpsychologin weiß aus ihrer Praxis, dass viele Erwachsene dazu tendieren, alles schnell und möglichst perfekt erklären zu wollen, damit ihre Kinder keine unangenehmen Empfindungen erleben. „Das funktioniert nicht. Nehmen Sie auch mal Tempo raus“.

"Sicherheit zu vermitteln, ist die Basis"

Bei Kindergartenkindern geht es in erster Linie darum, ihnen Sicherheit zu geben und komplizierte Zusammenhänge einfach zu beschreiben. Im Alter von 7 bis 12 Jahren haben Kinder zunehmend mehr Wissen und komplexere Fragen zur Situation. „Finden Sie heraus, was der Wissensstand Ihres Kindes ist und geben Sie vor allem Raum für die Gefühle hinter den Fragen, denn manche Fragen rund um Krieg, Tod und Leiden lassen sich nicht vollständig erklären", sagt Velásquez Montiel. "Vermitteln Sie emotionale Sicherheit, denn das ist die Basis, dass das Kind verstehen kann, was gerade passiert“.

Im Umgang mit älteren Kindern wird es vor allem darum gehen, sie vor einem übermäßigen Medienkonsum zu schützen und die Informationsflut, denen die Kinder ausgesetzt sind, zu regulieren. „Helfen Sie Kindern und Jugendlichen, seriöse von sensationalistischen Informationsquellen zu unterscheiden“. Und einen Ratschlag will die Expertin Eltern jedenfalls mit auf den Weg geben, weil er für alle Kinder gilt: „Bauen Sie in den Tag der Kinder Freude an Bewegung ein, denn Bewegung und Freude sind das Gegenteil von Trauma“.

"Materialien des Jugendrotkreuzes sind hilfreich"

Dagmar Klingler-Newesely ist Bezirksleiterin des Jugendrotkreuzes in Innsbruck und Volksschuldirektorin. Sie hat den Infotalk initiiert, weil sie innerhalb kurzer Zeit nach Ausbruch des bewaffneten Konfliktes feststellen musste, dass dieser einen großen Schrecken bei den Kindern ausgelöst hat. „Der Ukraine-Konflikt ist omnipräsent an der Schule. Vor allem wollen die Kinder wissen, was es bedeutet, wenn ein Krieg in Europa stattfindet. Ist auch bei uns Krieg? Pädagoginnen und Pädagogen müssen darauf Antworten haben." Die Materialien des Jugendrotkreuzes werden an der Schule eingesetzt und sind hilfreich. Sie sind auf der Homepage des Jugendrotkreuzes abrufbar: https://www.jugendrotkreuz.at/ukraine/