Es ging an den Gemeinden nicht spurlos vorüber - das Coronajahr 2020. Es hatte auch Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen. Die Kommunen waren mit nie dagewesenen Einbrüchen bei der Kommunalsteuer und den Abgabenertragsanteilen des Bundes konfrontiert. In Osttirol weist der Gemeindefinanzbericht des Landes für 2020 acht Gemeinden aus, die hohe Schulden haben, beziehungsweise voll verschuldet sind.

Prägraten, Matrei, St. Veit, Obertilliach und Schlaiten zählen zu den üblichen Verdächtigen mit einem Verschuldungsgrad von mehr als 80 Prozent. Neu im Klub der hoch verschuldeten Gemeinden sind Nussdorf-Debant, Sillian und Amlach. Gering verschuldet mit einem Verschuldungsgrad von weniger als 20 Prozent ist mit Kartitsch nur eine Gemeinde

Weniger Schulden als die Jahre zuvor

Der Gesamtschuldenstand der 33 Osttiroler Gemeinden lag 2020 bei 86.435.555 Euro. Der Großteil davon - 84,2 Millionen Euro - sind langfristige Schulden sprich Darlehen. 2020 war man aber bei den Schulden bei weitem nicht am Plafond. Osttirol stand mit weniger Geld in der Kreide als in den Jahren zuvor. 2016 waren sogar 92 Millionen Euro angehäuft. Im Vorjahr gab es ein Minus von 2,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Bei wem haben die Kommunen des Bezirkes ihre Verbindlichkeiten? 69 Millionen Euro sind Schulden bei Privatbanken, 11,8 Millionen Euro bei öffentlichen Banken (Hypo Bank), 1,6 Millionen Euro bei Unternehmen und vier Millionen Euro beim Land.

Neuer Berechnungsmodus

Dass Nussdorf-Debant zu den hoch verschuldeten Gemeinden gehört, überrascht. Die Marktgemeinde ist Wirtschaftsstandort mit vielen Unternehmen. Bürgermeister Andreas Pfurner versteht die Welt nicht: "Mir kommt die Berechnung spanisch vor. Wir hatten 2020 ein sehr gutes Finanzjahr und ich habe nicht das Gefühl, dass wir stark verschuldet sind." Fest steht, dass der Gemeindefinanzbericht 2020 erstmals nach den Bestimmungen der neuen Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung VRV 2015 erstellt wurde. Pfurner glaubt, dass diese Verordnung mit den Berechnungen für Nussdorf-Debant zu tun haben könnten.

Wenig überrascht hingegen ist Hermann Mitteregger, Bürgermeister von Sillian. Seine Gemeinde war bisher schon im Reigen jener, die um die 70 Prozent Verschuldungsgrad hatten. "Dass wir jetzt zu den hoch verschuldeten gehören, liegt daran, dass 2020 die erste Rate für die ÖBB für den Bahnhofausbau in Höhe von 260.000 Euro fällig wurde. Das frisst, wenn man schon einen Schuldendienst von 400.000 Euro hat." Und in Amlach war es der Neubau des Gemeindezentrums, der sich bei den Schulden niedergeschlagen hat.

Hopfgarten sahnt ab

An Bedarfszuweisungen des Landes flossen 2020 an die 146 Millionen Euro in den Bezirk. Damit bekommt Osttirol nach Innsbruck Land und Schwaz die meisten Subventionen dieser Art. Bedarfszuweisungs-Kaiser in Osttirol ist die Gemeinde Hopfgarten mit rund 886.000 Euro, gefolgt von Lienz mit 866.000 Euro und Virgen mit 770.000 Euro.