„Ich bin immer der Jüngste im Chor. Aber darum habe ich mir nie so viele Gedanken gemacht.“ Dass Mathias Bergmann trotz seiner nur 22 Jahren mehrere Chöre mit vielfach so alten Sängerinnen und Sängern leitet, fühlt sich für den gebürtigen Lienzer „ganz natürlich an“. Beim Blick auf die Vita Bergmanns verwundert das nicht: „Ich habe von klein auf bei zahlreichen Chören mitgewirkt, richtig los ging es dann im Jugendchor Tristach unter der Leitung von Maria Wendlinger. Danach habe ich Gesangsunterricht an der Musikschule genommen und mit 15 oder 16 Jahren meinen ersten Chorleitungskurs in Lienz an der Landesmusikschule belegt.“ Einen weiteren Chorleiterlehrgang besuchte Bergmann am Landeskonservatorium Innsbruck.
Inzwischen studiert der Osttiroler Kirchenmusik und Musikerziehung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien: „Bei Kirchenmusik ist es so, dass es ein breitgefächertes Studium ist. Ein Schwerpunkt ist das Orgelspiel, ein weiterer Gesang, aber einer auch Chorleitung“, erklärt Bergmann, der heuer seinen Bachelor macht und in der Bundeshauptstadt bei drei Chören mitwirkt beziehungsweise sie leitet: den seit rund 40 Jahren bestehenden Laienchor Unisono, den Chor der Ersten Bank sowie den Pop- und Rockchor Charmoy. „Chöre in Wien sind es bis zu einem gewissen Grad durchaus gewohnt, dass sie junge Chorleiter haben, eben weil es hier so viele Studierende gibt. Wenn man seine Arbeit gut macht, ist es im Prinzip auch komplett egal, wer da vorne steht.“
Voxemble setzt sich aus Osttirolern zusammen
Doch auch in seiner Heimat bleibt Bergmann, der selbst im Tiroler Landesjugendchor singt und eigene Stücke komponiert, ein musikalischer Tausendsassa. „2022 gründete ich den Projektchor Voxemble. Ich weiß gar nicht mehr so genau, was damals den Ausschlag gab. Das hat sich einfach so entwickelt, und ich habe Sängerinnen und Sänger aus Osttirol gesucht, die darauf Lust hatten. Beim ersten Projekt ‚A little Jazz Mass‘ waren es schon über zwanzig. Das haben wir als Messgestaltung Anfang 2023 aufgeführt, und es gab sofort eine super Resonanz darauf.“
Inzwischen hat es sich „so eingependelt“, dass Voxemble jedes Jahr zwei Konzerte aufführt, eines im Februar, eines im August. Dabei sind die Vorbereitungen immer projektbezogen. „Es wäre für mich gar nicht möglich, jede Woche nach Osttirol zu kommen“, so Bergmann. Geprobt wird zum ersten Mal rund zwei Monate im Voraus. In Summe kommen sieben Proben, oft in den Ferien oder an einem Wochenende, zusammen.
„GegenKlang“ am Samstag in St. Marien
Das jüngste Projekt des inzwischen auf 56 Sänger sowie sieben Musiker angewachsenen Chores nennt sich „GegenKlang“ und wird am Samstag, dem 15. Februar um 20 Uhr in der Klosterkirche St. Marien in Lienz aufgeführt sowie am Sonntag, dem 16. Februar, um 15.30 Uhr in der Stiftsbasilika Neustift bei Brixen in Tirol. „Der Hintergedanke ist, dass es immer zwei Stücke gibt, die sich in einem Parameter ähneln, aber ganz gegensätzlich klingen“, erläutert Bergman, das Konzept, das schon vor einem Jahr zunächst im Kopf reifte: „Dann habe ich Stücke ausgesucht und ewig herumgetüftelt, bis ich zufrieden war. Jetzt trifft zum Beispiel Morgengesang auf Abendlied, Barock auf Jazz, Tradition auf Moderne.“
Wer Voxemble jetzt verpasst oder Lust auf Mehr bekommen hat, kann sich auf den kommenden August freuen. „Da treten wir bei den Anraser Musikspielen auf, worauf wir uns schon extrem freuen. Natürlich dann wieder mit einem neuen Projekt“, so der junge Chorleiter.