Seit knapp zweieinhalb Jahren bauen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im Mölltal an einer neuen Kraftwerksanlage. Ab 2024 soll das Kraftwerk grünen Bahnstrom im Ausmaß von 125 GWh pro Jahr produzieren – das entspricht 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien. Mit einer Investition von rund 220 Millionen Euro ist das Kraftwerk neben der Koralmbahn eine der ÖBB Großbaustellen in Kärnten.

Christian Höss, ÖBB-Projektleiter: "Alle großen Bauteile, darunter vier Wasserfassungen, die Triebwasser-, Speicher- und Zufahrtsstollen sowie Druckrohrleitung, Krafthaus und Ausgleichsbecken, werden bis Oktober fertiggestellt, um ein schrittweises Hochfahren der Anlage ermöglichen." Die technische Ausrüstung im Krafthaus läuft auf Hochtouren. Dieser Tage erfolgte die Anlieferung und der Einhub der ersten Rotorwelle. "Die Rotorwellen sind zentrale Elemente der beiden Maschinensätze. Die jeweils rund 85 Tonnen schweren Bauteile verbinden die Turbinen mit den Generatoren. Das Wasser treibt das 2,3 Meter große Pelton-Laufrad an, die Rotorwelle überträgt diese Bewegung schließlich auf den Generator", sagt Ausrüstungskoordinator Christoph Sailer.

Speicher- sowie im Triebwasserstollen auf dem Berg

Richtet man den Blick auf den Berg, so sind auch hier die Arbeiten bereits sehr weit fortgeschritten. Untertage wurden die Arbeiten an der Betoninnenschale im Speicher- sowie im Triebwasserstollen erfolgreich beendet. Die beiden Schalwagen waren dazu elf Monate auf einer Länge von etwa fünf Kilometern im Einsatz.

Der Speicher- und Triebwasserstollen
© (c) LINDNER (Sailerbrothers)

Für die bedarfsgerechte Erzeugung von grünem Bahnstrom dient der fertiggestellte Speicherstollen. Er ist 13 Meter hoch, 15 Meter breit, 580 Meter lang und kann bis zu 60.000 Kubikmeter Wasser speichern. Wenn weniger Energie für den Zugbetrieb benötigt wird, wird das Wasser der drei Wasserfassungen im Stollen gespeichert. Steigt der Bedarf, dann steht das gespeicherte Wasser für die Stromproduktion zur Verfügung.

Unterirdische Druckrohrleitung

Über die Druckrohrleitung gelangt das Wasser zum Krafthaus. Die Leitung wird komplett unterirdisch verlegt und trägt damit im Vergleich zu früher zur Verschönerung des Orts- und Landschaftsbildes bei. Noch im Mai werden die Montagearbeiten an der Druckrohrleitung mit einem Durchmesser von 1,8 Meter abgeschlossen. Anschließend wird die Leitung mit Wasser gefüllt und im Rahmen der Druckprüfung auf ihre technische Zuverlässigkeit getestet. Künftig werden bis zu 9000 Liter Wasser pro Sekunde durch die Leitung in das 488 Meter tiefer liegenden Krafthaus fließen.

Die Fertigstellungsarbeiten in allen Bereichen laufen weiterhin parallel. Sobald alle baulichen Maßnahmen und die technische Ausstattung abgeschlossen sind, wird im Herbst mit der Inbetriebnahmephase gestartet. Anfang 2024 beginnt ein dreimonatiger Probebetrieb, der schließlich nahtlos in den Regelbetrieb übergehen wird.