„Ja, ich will“ – aber das nicht wie alle anderen. Für ihren schönsten Tag im Leben wünschen sich immer mehr Brautpaare Exklusivität. Diese Anforderung stellen sie an die Location, den Standesbeamten oder Hochzeitsredner und an das Brautshooting. Werte wie persönlich, locker und lustig stehen ebenfalls hoch im Kurs. Das bemerkt auch Hochzeitsredner Thomas Eggeler aus Gmünd. „Es geht alles in Richtung ‚ausgefallen‘. Ich versuche, jede Zeremonie individuell auf das Brautpaar zuzuschneiden. Dafür baue ich die Liebesgeschichte, Hobbys oder Symbole in die Hochzeitsansprache ein“, erklärt er. Auch Spiele und Challenges sind auf Wunsch ein fester Bestandteil in seinen Reden.

In seine Reden baut Thomas Eggeler gerne Hobbys oder persönliche Symbole ein
In seine Reden baut Thomas Eggeler gerne Hobbys oder persönliche Symbole ein © Sonnenherz Fotografie

Die richtige Location

Besonders großen Wert legen Brautpaare auf die Location. Die soll möglichst ausgefallen und einzigartig sein. „An so einem Ort erleben sie den Tag noch intensiver. Den allerdings zu finden, das ist der schwierigste Part. Wobei ‚außergewöhnlich‘ natürlich Geschmacksache ist“, weiß der Gmündner. Seit acht Jahren ist er nebenberuflich Hochzeitsredner und hat schon viele Locations gesehen. Drei davon sind ihm im Gedächtnis geblieben: „Ein Paar hat in einer alten Mühle in der Nähe von Venedig geheiratet. Das war sehr beeindruckend. Ein anderes Paar hat auf einer kleinen Insel in Italien gefeiert. Eine gewisse Tendenz geht sicher dahin, nicht in der Heimat zu heiraten. Außergewöhnliche Locations sind nicht immer vor Ort zu finden. Man muss sich aber bewusst sein, dass das was kostet.“

Laut Eggeler habe sich die Branche in den letzten Jahren generell gewandelt. Fernsehserien und Filme würden ihren Teil dazu beisteuern, allerdings eher im negativen Sinne. „Viele sehen im Fernsehen beispielsweise den Blumentorbogen und sind dann erstaunt, wie teuer das alles ist“, sagt er.

Seit acht Jahren ist Eggeler Hochzeitsredner
Seit acht Jahren ist Eggeler Hochzeitsredner © Sonnenherz Fotografie

Im Mölltal wird im Wald geheiratet

Dass außergewöhnlich auch in der Heimat geht, beweist das Landgut Moserhof in Reißeck im Mölltal. Brautpaare können hier zwischen drei Locations wählen: am Wildwasserfluss, mitten im Chaletdorf bei der Kapelle oder im Wald. Letzteres ist erst vor wenigen Jahren ins Angebot dazugekommen. „Unsere Location steht an dem Tag nur dem Brautpaar und seinen Gästen zur Verfügung. Das garantiert Privatsphäre, ist außergewöhnlich und vermittelt ein Gefühl, als würde man zuhause heiraten. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit zu übernachten“, erzählt Chefin Gerhild Hartweger, die mit ihrem Mann Heinz und ihrer gemeinsamen Tochter auch Hochzeitsplanungen anbieten: „Die Nachfrage danach wurde immer größer. Und bei einer Hochzeit soll alles von Anfang bis Ende perfekt sein. Das Brautpaar muss so an nichts denken und kann den Tag in vollen Zügen genießen.“

Ein Großteil der Termine ist schon vergeben. Buchungen kommen meist eineinhalb bis zwei Jahre im vorhinein rein. Und die Nachfrage steigt stetig.

Den Trend zu außergewöhnlichen Hochzeiten kann die Unternehmerin nur bestätigen: „Ein ‚normales‘ Angebot möchte fast niemand mehr haben. Das fängt schon beim Blumenschmuck an.“ Was sie außerdem beobachtet ist, dass sich immer mehr Paare für kleinere Hochzeiten entscheiden, die dafür aber umso „spektakulärer“ ausfallen dürfen.

Heiraten unter der Erde

Ein außergewöhnliches Ambiente bietet auch das Granatium in Radenthein. „In unserem Granatsteinzimmer können Brautpaare ihre standesamtliche Hochzeit feiern. Das ist allerdings etwas klein. Größere Gesellschaften feiern daher bei uns im Stollen, der festliche hergerichtet wird. Und unseren Außenbereich haben wir auch noch“, informiert Manfred König, neuer Leiter des Granatiums. Dort befindet sich auch eine Felswand, aus der die frisch Vermählten Granaten schlagen können. Eben genau diese Einzigartigkeit macht das Granatium zur gefragten Hochzeitslocation. „Der Granat ist der Stein der Liebe und Leidenschaft und es ist ein Stollen. Das macht es schon sehr besonders und es entstehen einzigartige Bilder“, sagt König.

Recht kurzfristig kommen die Anfragen herein, die meisten im März und April.

Ein Lama am Foto

Mit einem Fotoshooting halten Frischvermählte den Tag für ewig fest. Das darf ebenfalls „besonders“ sein. Um den Paaren diesen Wunsch zu erfüllen, hat sich Stefanie Grischnig aus Mallnitz etwas Besonderes überlegt. Sie bietet Hochzeits-Lamas an, die mit dem Brautpaar posieren oder mit der gesamten Gesellschaft von der Kirche zur Location gehen.

„Ich bin in Amerika darauf aufmerksam geworden. Die Tiere waren das Highlight auf einer Hochzeit. Kurze Zeit später ist eine Braut, die wusste, dass wir Lamas haben, mit der Bitte auf mich zugekommen, ob wir das machen könnten“, erzählt sie. Seit fünf Jahren fährt sie regelmäßig in und rund ums Mölltal und bis in den Raum Villach zu Hochzeiten. „Die Tiere machen die Hochzeit einfach besonders und anders. Wenn das Brautpaar mit den geschmückten Lamas kuscheln, ist das eine tolle Erinnerung“, sagt Grischnig. Auch sie merkt den Drang und die Tendenz weg von „normal“ hin zu „außergewöhnlich“. „Da tut sich schon was. Auch das Standesamt wird mittlerweile gerne verlegt, ins Freie beispielsweise“, meint sie.

Besondere Daten weiterhin im Trend

Beim Spittaler Standesamt werden zwar ein Großteil der Trauungen im Rathaus durchgeführt, der Wunsch nach einer Außentrauung sei jedoch da, bestätigen die Mitarbeiterinnen des Standesamtes. Auch die persönliche Note hat einen hohen Stellenwert. „So wie jedes Brautpaar individuell ist, so sind auch die Trauungen bei uns am Standesamt auf jedes Brautpaar abgestimmt. Individuelle Wünsche an die Traurede erfüllen wir sehr gerne“. Ein Trend, der wohl nie abreißen wird, sind Hochzeiten an besonderen Daten, wie heuer am „24.02.2024“ oder „24.04.2024“. So sind am Standesamt Spittal die Termine an diesen Tagen schnell vergriffen. Hochsaison ist dann in den Sommer- und Herbstmonaten.

Hochsaison im Mai und Juni

Um die 40 Eheschließungen jährlich verzeichnete das Standesamt in Hermagor in den vergangenen Jahren, teilt Standesbeamter Friedrich Jamritsch mit. Eine gleichbleibende Zahl, andere Entwicklungen seien nicht aufgefallen. Ähnlich wie in Spittal verlagert ein Teil der Hermagorer Paare ihre standesamtliche Trauung gerne ins Freie, etwa an den Pressegger See, auf die Sonnenalpe Nassfeld, in die eigenen vier Wände oder an einen anderen Wunschort. Worauf die Brautpaare noch Wert legen? „Das liegt eher im persönlichen Bereich und ob es eine ‚große‘ oder ‚kleinere‘ Eheschließung wird“, weiß Jamritsch über die Vorlieben. Noch gibt es einige freie Termine am Standesamt in Hermagor. Gegen Mai und Juni hin wird es mit den Terminen etwas knapper, denn da beginnt die „Hochsaison“.

Seit 47 Jahren ist Friedrich Jamritsch Standesbeamter. Mittlerweile ist er in Rente
Seit 47 Jahren ist Friedrich Jamritsch Standesbeamter. Mittlerweile ist er in Rente © KK/Georg Krutzler