"Wir eröffnen die neue Sonderausstellung im Stift St. Paul vermutlich Mitte Juni. Vorher hat das keinen Sinn und es wäre auch nicht wirtschaftlich“, sagt Pater Gerfried Sitar, seit vielen Jahren gewissenhafter Wächter der Kunstschätze der Abtei im Paradies Kärntens. Er kuratiert die Schau mit dem Titel „Lichtgestalt und Schattenwelt“, die sich heuer dem 300. Geburtstag von Fürstabt Martin II. Gebert (1720-1793) widmet.
Gebert führte die bedeutende Benediktinerabtei St. Blasien im Schwarzwald durch das Barock, tat sich als Theologe, Historiker, Musiker und Diplomat hervor und eroberte seinen Platz in der Geschichte darüber hinaus als umsichtiger Verwalter eines Fürstentums. Er verfasste zahlreiche Schriften und bewies seine soziale Kompetenz als Gründer eines Krankenhauses und einer Sozialkasse für Bedürftige. Kaiserin Maria Theresia schätzte sein theologisches Wissen. Gebert war aber auch ein musischer Mensch, der reichlich komponierte. „Heute wird in Kärnten der gewaltige Nachlass Gerberts, der zum Großartigsten zählt, was Europa hervorbrachte, verwaltet“, sagt Sitar und fügt hinzu: „Vieles bislang noch Ungezeigtes skizziert das Leben eines Mannes, der hineingestellt war zwischen den barocken Prunk und dessen Lebensfreude und das Wanken Europas am Ende dieser Epoche.“