Es ist Realität seit Jahrzehnten: An Wahltagen ist der Anteil der weiblichen Wahlberechtigten immer größer als jener der männlichen. Das heißt, dass Frauen Wahlen bestimmen. Die Politik selbst hingegen wird von Männern bestimmt. Ob Regierung, Landtag, Bürgermeister, Gemeinderäte, der Frauenanteil ist gering. Oder teilweise gar null.
In den Gemeinderäten der 132 Kärntner Gemeinden ist nur jedes fünfte Mandat von einer Frau besetzt. 2497 Mandate gibt es, 536 Frauen sind aktiv, das ist ein Anteil von 21 Prozent. Wobei in fünf Kärntner Kommunen (Dellach, Deutsch-Griffen, Hohenthurn, Lesachtal, Rennweg) derzeit keine einzige Frau sitzt, in zehn Gemeinden gibt es nur eine einzige Gemeinderätin. In Stockenboi, Ludmannsdorf, Reißeck, Poggersdorf und Glödnitz beträgt der Frauenanteil hingegen 40 bis 45 Prozent. In Klagenfurt sind es 36 Prozent, in Villach 31.

"Frauen müssen mit entscheiden"

Die Zahlen sind das Ergebnis einer Recherchearbeit der FH-Studentin Tanjeena Shahid (Public Management Villach), wie FH-Professorin und Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle betont. Ihr ist es wichtig, dass künftig mehr Frauen in der Gemeindepolitik tätig sind. „Wenn in den Dörfern gute Politik gemacht werden soll, müssen Frauen mit am Tisch sitzen und mit entscheiden“, appelliert sie. Abwanderung, Pflege, Kinderbetreuung seien wichtige Themen. „Frauen machen nicht bessere Politik, doch sie haben andere Sichtweisen, so werden Entscheidungsgrundlagen vollständiger.

Rahmenbedingungen verbessern

In den Ortsparteien werden derzeit die Kandidatenlisten für die Gemeinderatswahlen am 28. Feber nächsten Jahres erstellt, einige wenige sind bereits fertig. „Frauenförderung müsste gleich am Tag nach einer Wahl beginnen, doch die meisten Parteien kommen erst vor einer Wahl drauf, dass es wichtig wäre, auch Frauen mit auf die Liste zu nehmen“, sagt Stainer-Hämmerle. Sie ist überzeugt: Um mehr Frauen ins Bürgermeisteramt, in den Gemeindevorstand zu bekommen, muss man unten anfangen, bei der Listenerstellung für den Gemeinderat. Rahmenbedingungen wie Sitzungstermine, Rollenbilder und -erwartungen seien schwierige Begleitfaktoren für Frauen in der Politik: Manche finden Politikerinnen, die auf den Tisch hauen, unsympathisch, bei Männern werde das als Stärke empfunden. Oder es gibt den Ansatz: Frauen sollen in der Familie bleiben.

Selbstzweifel

Im Gegensatz zu Männern überlegen Frauen, ob sie eine Politfunktion annehmen, sie hinterfragen sich, ob sie ausreichend qualifiziert sind. Das macht es für Parteien nicht leicht, Frauen für ein politisches Amt zu motivieren. Männer hingegen sagen, ohne lange zu überlegen: Ich mach es.“ Es gebe, so Stainer-Hämmerle, die auch beim Politikerinnen-Lehrgang des Frauenreferates des Landes lehrt, wenige Frauen, „die von sich aus sagen: Ich will Bürgermeisterin werden. Frauen sagen öfter: Mir geht’s um die Sache, nicht um mich.“