Die Stadtwerke legten Bilanz – und kündigten gleichzeitig an, dass 70 Millionen Euro für die Erneuerung des Wassernetzes gebraucht werden. Dann kommen noch 42 Millionen Euro für das Hallenbad hinzu. Ist damit der Bedarf gedeckt?
ERWIN SMOLE: Wer sagte, dass das Hallenbad 42 Millionen Euro kosten wird?

Das wurde bei mehreren Presseterminen erklärt.
HARALD TSCHURNIG: Das war der Stand 2018. Da muss man eine Preisentwicklung einrechnen. Außerdem ist man in der Projektierungsphase, da ist es zu früh, etwas zu sagen.
SMOLE: Auch die 70 Millionen Euro sind eine Berechnung nach der Vorgabe: Wir sanieren alles, sofort und nach derzeitigen Methoden. Wir schauen, wo wir mit neuen Techniken, etwa beim Graben, oder durch eine Koordination mit den Baustellen der Stadt Kosten sparen können. Derzeit ist es Archäologie zwischen Kanal, Fernwärme, Gas, Strom und Telekom unser Wasserrohr zu finden.

Warum gibt es diese Baustellen-Koordination nicht längst?
TSCHURNIG: Die Stadt hat ein Budget und denkt in Jahresschritten, wir im Zeitraum von zehn Jahren. Daher haben wir eine Indexanpassung beim Wasser festgeschrieben – wir wollen die Finanzierung und die Wasserreserven nachhaltig absichern. Ich war in meinem alten Job (als Manager bei Omya, Anm.) in vielen Ländern unterwegs, wo du dich am Ende des Tages fragst: Ist es gescheit, mich zu duschen? Diese Preisanpassung sichert nun das betriebswirtschaftlich Notwendige ab, ohne würde jede Reform nur das Delta gleich belassen.

Reform, Digitalisierung, Prozessoptimierung – was darf man sich darunter vorstellen?
SMOLE: Verwaltung raus, Verantwortung rein. Man hat bei der Reorganisation der Stadtwerke Sonderfälle für Personen einfallen lassen. Das machte Abläufe schwierig. Wir haben in Workshops mit vielen Mitarbeitern gesprochen, da wurde gesagt, was nicht läuft. Man muss die Menschen fördern, dass sie wieder raus kommen, aus ihrem Schneckenhaus.

Das bedeutet für die Zahl der Mitarbeiter und Bereichsleiter?
SMOLE: Es wird zum Beispiel jemanden für das Thema Wasser geben. Aber der gesamte Prozess startet erst im September.
TSCHURNIG: Und wir werden durch die Digitalisierung Ressourcen schaffen, die wir an anderer Stelle brauchen. Bei der Produktentwicklung etwa. Ich hätte gerne, dass jemand, der den Hallenbadeintritt kauft, auch ein Busticket angeboten bekommt.

Was darf man sich vom neuen Mobilitätskonzept erwarten?
SMOLE: Einen höheren Takt. Dadurch brauchen wir nicht mehr Busse, aber mehr Chauffeure, die zu finden ist nicht einfach. Aber: Wir brauchen weniger Raum am Heiligengeistplatz, weil dort die Busse nur durchfahren und nicht lange stehen werden. 55 Prozent der Klagenfurter fahren mit dem Auto in die Stadt, diese Zahl müssen wir senken. Und die neue Farbe ist das Türkis des Wörthersees, kein politisches Statement.

Der Pächter der Strandbadgastronomie klagte im Interview mit uns über die veraltete Infrastruktur im Strandbad.
TSCHURNIG:Und er sagte, dass er am linken Fuß kalt erwischt wurde!
SMOLE: Der Mai war kein guter Monat zum Starten, wir verkauften da noch Fernwärme. Und plötzlich waren an einem Juni-Tag mehr Leute da, als davor im ganzen Monat. Aber Herr Lagler zahlte auch Ablöse, ganz so alt war die Einrichtung also nicht. Gut, dass er auf Qualität setzt, aber bei 10.000 Leuten im Strandbad muss man Kapazitäten haben, um diese zu bedienen. Beim Personal und und bei Prozessen sehe ich Fehler, das haben wir besprochen.

Zurück zur Bilanz: Wird es 2020 wieder eine Million Euro Dividende an die Stadt geben?
TSCHURNIG: Das war für 2018 budgetiert und es gehört zur Handschlagqualität, dass man sich daran hält. Aus heutiger Sicht würde man aus dem Geschäftsjahr 2019 nichts ausschütten. Aber die Stadt ist 100 Prozent Eigentümerin, wenn es in eine schwierige Phase kommt, setzt man sich zusammen und findet eine Lösung.