Schlittschuhe, Schläger, Helme, Handschuhe, Bierkisten und ein Toaster. Das Inventar der Kabine 7 in der Ferlacher Eishalle wird der Division 2 Ost gerecht. Aus der holzverkleideten Kammer ertönt zwar Musik, aber nicht laut genug, um das Lachen und die Gespräche der Spieler des „EC Lendhafen Seelöwen“ zu übertönen. Die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß macht das Kärntner Eishockey-Unterhaus aus, das die Seelöwen bereits in ihrer zweiten Saison aufmischen.

Gegründet wurde die Mannschaft vor bald zwei Jahren, federführend beteiligt waren unter anderem Moritz Grasser, Maximilian Kreiner, Lukas Juch und Alexander Cijan. „Wir sind in der Sepp-Puschnig-Halle beim Unterliga-Ost-Finale zwischen den Trouts und den Tarco Wölfen gestanden. Nach ein paar Bier haben wir gesagt, dass wir das auch können“, erzählt Obmann Grasser. Auch ohne Alkoholeinfluss blieben sie bei ihrer Meinung, nutzten ihre in den Jugendabteilungen des VSV und KAC aufgebauten Netzwerke und gründeten in der offiziellen Vereinszentrale, dem Lendhafencafé, die „Seelöwen“. Freie Eiszeiten in Klagenfurt sind rar, die Heimstätte befindet sich deshalb im Rosental.

„Die Grundidee des Vereins besteht schon darin, Partien zu gewinnen, aber auch Spaß am Eis zu haben“, erzählt Grasser. Beides ist dem 26-köpfigen Kader in der Premierensaison gelungen. Fünf Siege und drei Niederlagen standen nach dem Grunddurchgang zu Buche, als Belohnung gab es den Aufstieg aus der Unterliga in die Division 2. Der Niveauunterschied machte sich gleich im ersten Saisonspiel bemerkbar: Der VST Völkermarkt schoss die „Seelöwen“ mit 15:6 aus der Halle. „Davon erholt man sich nicht so schnell“, resümiert Tormann Juch eine Woche nach der Pleite.

Anders beschreibt die Niederlage ein prominenter Teamkollege: „Holy Moly“, lautet Gert Prohaskas Fazit, der trotz Assist das Spiel nicht drehen konnte. Anders als in den über 460 Partien für den KAC und VSV, steht der vierfache österreichische Meister bei den „Seelöwen“ nicht zwischen den Pfosten. „Dafür bin ich nicht mehr gut genug“, sagt der 47-Jährige. In der Verteidigung fühlt er sich wohl, erzielte vergangene Spielzeit sein erstes Karrieretor in einem Ligabetrieb. „Es war eine der lustigsten Hobbysaisonen in meinem Leben“, sagt Prohaska, der im Team nicht nur am Eis, sondern auch vor der Kamera glänzt.

Legenden werden zu Social-Media-Profis

Elisa Kreiner bittet ihn zum Interview. Kein Training bleibt von der „Social-Media-Chefin“ unbeaufsichtigt, kein Spieler von ihr verschont. Tausende Zuschauer verfolgen auf Instagram und TikTok, wie sich Prohaska und Co. in den Beiträgen nicht allzu ernst nehmen. Das führt dazu, dass schon im ersten Jahr bis zu 600 Fans pro Spiel nach Ferlach pilgerten. So verfügen auch die Duelle gegen die „Trouts“ aus Reifnitz, dem Erzrivalen, über Derby-Charakter. „Am Eis geht‘s auch schon härter zu, jeder will gewinnen“, sagt Alexander Cijan, der sportliche Leiter der „Seelöwen“. Wenig Überzeugungsarbeit war notwendig, um Papa Thomas zu verpflichten.

26 Jahre nach seinem Karriereende bestritt der neunfache Meister vergangene Saison sein erstes und bisher einziges Ligaspiel mit den „Seelöwen“. Warum er trotz 63 Jahren mit deutlich jüngeren Cracks aufs Eis geht? „Es ist lustig“, fasst Cijan zusammen. Die Altersunterschiede sind teils groß, der Zusammenhalt trotz dessen stark. Ob er heuer bei den zumindest zehn Spielen öfter als einmal auflaufen wird? „Wie der Coach will.“

Eishockey Eishockeyclub Lendhafen Seelöwen Ferlach Dezember 2024
Auch vor der Kamera müssen die Cracks abliefern © Markus Traussnig

Trainer bekommt Gratis-Bier

Dieser muss sich zwar ums Training, nicht aber ums Bier danach kümmern. „Der Coach bekommt es immer gratis“, sagt Peter Kasper, der heuer in die Rolle des Spielertrainers schlüpfte. Drei Meistertitel bringt der KAC-U20-Coach und Vater von NHL-Spieler Marco Kasper mit. In der Kabine in Ferlach verbreitet er ein anderes Klima als am Klagenfurter Messeplatz, trotzdem sorgt er hier wie dort für Struktur am Eis. Energisch dirigiert er das erste Training nach der Völkermarkt-Schlappe, fleißig befolgen Prohaska, Cijan, die Ex-Adler Marius Göhringer, Mark Kompain, Daniel Wachter und alle anderen „Seelöwen“ seine Anweisungen.

Denn auch eine Hobbymannschaft möchte immer gewinnen. Neben dem Erzfeind und dem VST werden die Tarco Wölfe, der EC Lico St. Marein und die Spartans Althofen den Klagenfurtern das Leben in dieser Saison schwer machen. Doch weder Liga-Sieg noch der letzte Platz würden den „Seelöwen“ den Spaß an der Sache nehmen, solange Bier und Toaster in der Kabine stehen.