Nicht gerade den besten Ruf genießt die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) innerhalb und außerhalb der Klagenfurter Universitätsmauern. Keine Hilfe zur Image-Verbesserung leistet der Verband Sozialistischer Studenten Österreich (VSStÖ), die stärkste Fraktion der vergangenen ÖH-Wahlen. 30,6 Prozent aller Stimmen erhielt der Verband im Mai in Klagenfurt, schaffte es damit auf den ersten Platz. Auf die Euphorie folgte der Absturz: Mit einem Schlag ließen Ende Juli alle Mitglieder den VSStÖ hinter sich. Jetzt läuft der Wiederaufbau.

Bei Themenabenden ging man auf Mitgliedersuche. Geworben wurde mit Gesprächen über die Gestaltung von „linker Hochschulpolitik“ und die „Hochschule der Zukunft“. Gefunden hat man eine Handvoll „Aktivisten“, die sich dieser Aufgabe widmen. Die Namen sind noch geheim, sollen aber spätestens Ende Februar die noch am Papier mitwirkenden VSStÖ-Mitglieder in der Universitätsvertretung ersetzen. Thematisch will man sich der Mobilität, internationalen Studierenden und Studierenden mit Kindern und Vollzeitjobs widmen. Ob man erneut in Koalitionsgespräche geht, um sich ins Vorsitzteam zu handeln, lässt man offen. „Wichtig ist, dass die Arbeit der ÖH funktioniert“, sagt VSStÖ-Bundesvorsitzende Hannah Czernohorszky.

Hannah Czernohorszky
Hannah Czernohorszky © VSStÖ

Probleme seit der Halloween-Party

Auf das neue Team wartet eine Mammutaufgabe. Zerwürfnisse des VSStÖ gehen bis zur verpatzten Halloween-Party im Herbst 2022 zurück. Seitdem war die Fraktion in zwei Lager gespalten, erzählen ehemalige, hochrangige Mitglieder. Mit dem überraschend guten Wahlergebnis schaffte es die damalige Spitzenkandidatin Susanne Schützer nicht, den Verband zu vereinen. Koalitionsgespräche scheiterten zunächst an der Forderung, die kompletten zwei Jahre den Vorsitz zu stellen.

Am Ende verkaufte sich die Fraktion komplett, wollte vor der konstituierenden Sitzung allen Forderungen der links-orientierten PLUS nachgeben. Doch da stand bereits fest, dass sich alle anderen Fraktionen gegen den Verband stellen. So wurde die kommunistische Lena Zachmann zur ÖH-Vorsitzenden, der VSStÖ stand mit leeren Händen da. „Wir wussten nicht, woher der Hass von den anderen Fraktionen kam“, erzählt ein Ex-Mitglied. Interne Querulanten, die Stimmung gegen die eigene Fraktion machten, werden als Grund vermutet.

Im Sommer 2023 veranlasste der Bundesverband den Ausschluss eines hohen Mitglieds. Es soll „ein Verhalten an den Tag gelegt haben, das mit den Werten der VSStÖ nicht vereinbar war“, heißt es inoffiziell. Ein Ex-Mitglied nennt die Vorwürfe „begründet“, ein anderes „komplett falsch“. Worum es dabei ging, möchte niemand sagen. Taten sagen aber ohnehin mehr als Worte - im Juli verkündeten per Mail alle verbliebenen Mitglieder ihren Austritt.