Der Verfasser dieser Zeilen ist ja fleißig, aber kommt mit den guten Nachrichten kaum nach. In den letzten Tagen ist Grado komplett auf links gedreht worden, vielleicht hat eine echte Zeitenwende stattgefunden.
Denn innerhalb weniger Tage eröffnete das Museum für Stadtgeschichte (25 Jahre Wartezeit), das Museum für Unterwasserarchäologie (39 Jahre Wartezeit) und die neue Therme (Wartezeit: kurz vor der Aufnahme ins Buch „Lost Places in der Alpe-Adria-Region“) mit einem enormen Fitness- und Wellnessbereich. Wer will, kann sich sogar in einer Kältekammer gefriertrocknen lassen, das ist ja gerade schwer in Mode.
Jedenfalls ist all das ein großer Sprung für den Tourismus; insbesondere die Nebensaison wird aufgewertet, und Tiefdruckgebiete lassen sich im 35 Grad warmen Wasser des Außenpools abwettern. Oder in einem der Museen.
Hauptattraktion des Meeresmuseums ist das römische Schiff Iulia Felix, das vor 2300 Jahren vor Grados Küste sank – also zu einer Zeit, als Aquileia als Garnisonsstadt noch gar nicht gegründet worden war. Es transportierte nichts Spektakuläres, sondern Fisch, Fischsauce (das berühmte Liquamen Garum, meist aus fermentierten Sardinen, das rund ums Mittelmeer produziert wurde), Wein und Glasscherben.
Glasscherben? Ja, die waren ein wertvoller Rohstoff, man konnte sie erneut einschmelzen und anschließend in Form bringen. Außerdem bargen die Archäologen eine kleine Statue der Minerva – unklar, ob sie als persönlicher Talisman diente oder verkauft werden sollte. Sie war die Göttin der Dichter, Lehrer, Weisen und, ähem, der Schiffbauer. Keine gute Nachricht, dass ihre Statue in einem Wrack auf dem Meeresgrund gefunden wurde, aber lassen wir uns von diesem Umstand nicht irritieren. Ebenso wenig davon, dass der Museums-Guide auf Italienisch, Englisch, Französisch (?) und Spanisch (??) verfasst ist, nicht aber auf Deutsch.
Zeit und Ort
Wem ist diese touristische Revolution zu verdanken, etwa dem aktuellen Bürgermeister? Oder einem oder mehreren seiner Vorgänger? Das wird an den Stammtischen diskutiert. Letztlich strahlt aber viel davon, verdient oder unverdient, auf den derzeitigen Amtsinhaber ab. Denn in der Politik wie im Leben ist es wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.