Wirbelstürme und extreme Regenfälle sorgen derzeit für dramatische Szenen in Italien, Kroatien und Slowenien. In der italienischen Stadt Ancona sind in Folge von schweren Überflutungen sechs Menschen ums Leben gekommen. In der kroatischen Stadt Čazma richtete Donnerstagabend ein Wirbelsturm schwere Schäden an.

Für ganz Kroatien und den Süden Sloweniens wurde die Unwetterwarnung der höchsten Stufe ausgesprochen, es herrscht Lebensgefahr. Freitag und Samstag werden punktuell bis zu 400 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet, dazu kommen Sturmböen und möglicherweise sogar Tornados. Sturzfluten, Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche werden befürchtet.

Der Sturm traf Kroatien bereits Donnerstagnachmittag. Am schlimmsten betroffen war der Ort Čazma. Zahlreiche Bäume wurden umgerissen, und Hausdächer abgedeckt und mehrere Lkws wurden durch die orkanartigen Winde umgekippt. Verletzt wurde hier glücklicherweise niemand. Bis Freitagabend mussten kroatische Feuerwehren zu insgesamt 223 Einsätzen ausrücken, hauptsächlich wegen über die Ufer tretender Flüsse und überschwemmten Kellern. Die gewaltigen Niederschlagsmengen bedrohen derzeit die Stadt Karlovac, da der Pegel des Flusses Kupa stündlich um 30 Zentimeter steigt. Man rechnet damit, dass im Laufe des Samstags der Hochwasserschutz der Stadt nicht mehr standhalten wird.

In Slowenien wurde in Kobarit eine Straße weggerissen. Insgesamt gab es 191 Feuerwehreinsätze von Donnerstag auf Freitag. Freitagmorgen hat es in manchen Ortschaften bereits 260 Liter pro Quadratmeter geregnet. Es gab zahlreiche Überschwemmungen in Laibach und Umgebung. In Kobarid wurde eine Straße unterspült und weggerissen. Die staatliche Unwetterzentrale ARSO warnt davor, sich Gewässern zu nähern. Bereits jetzt sind die Pegelstände dramatisch hoch, alleine bis Freitagmorgen sind mancherorts bereits mehr als 260 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Die Warnstufe ist auf Rot, eine Entspannung der Lage wird erst gegen Samstagnachmittag erwartet.

Derzeit steigen die Flusspegel dramatisch an. In der Gemeinde Osilnica, am Ufer der Kolpa in Süd-Slowenien, nahe kroatischer Grenze wurden Freitagnachmittag mehr als zehn Häuser überflutet. Eine Anrainerin hat versucht ihre Tiere in Sicherheit zu bringen und stürzte in den Fluss, sie konnte aber gerettet werden. Überschwemmungen werden entlang der Ljubljanica, der Krka und kleinerer Flüsse vor allem in Mittel- und Westslowenien erwartet.

Erst am Sonntag soll es eine kurze Verschnaufpause geben, doch bereits für den Beginn der kommenden Woche sind weitere Niederschläge angekündigt. Die Temperaturen werden unter den Durchschnitt für diese Jahreszeit gesunken sein. 

Explosive Wetterlage

Bereits seit einigen Tagen zeigten alle Wettermodelle Anzeichen für Extremwetterereignisse für Italien, Kroatien und Slowenien. Besonders Freitag und Samstag versetzten die Meteorologen in Sorge und die Prognosen scheinen sich zu erfüllen. "Durch die lang anhaltende Hitzeperiode und die Trockenheit hat sich die Adria im Sommer auf Rekordniveau aufgeheizt. Die heiße Luft, die von Süden in Richtung Küste weht, wird dadurch mit unglaublich viel Energie und Wasser aufgeladen. Gleichzeitig kommt aus dem Norden eine kalte Luftströmung über die Alpen, die warme aufgeladene Luft wird angehoben und es entsteht eine explosive Mischung", erklärt Andreas Mansberger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg). Ideale Voraussetzungen, damit Tornados oder gar Hurrikans entstehen können.

Aufgrund der hohen Wassermengen, rechnet man, auch angesichts der trockenen Böden, mit Überschwemmungen und Murenabgängen. "In Bergregionen wird mit heftigen Gewittern und Regenmengen von 100 bis 400 Liter pro Quadratmeter gerechnet", sagt Mansberger. In Dalmatien erwartet man sehr starken Südwind. An der nördlichen Adria wird mit Tornados und Überflutungen an der Küste gerechnet.