"Man wird ein Teil der Familie und ist stark in das Geschehen am Hof involviert", sagt der Zivildiener Sandro Pacher (22). Er und Thomas Höffernig (22) haben sich nicht nur gegen den Wehrdienst, sondern auch für den Zivildienst bei Landwirten entschieden. Beide haben von Freunden über die Möglichkeit des Zivildienstes in der Landwirtschaft erfahren. Auch sie selbst würden es sofort weiterempfehlen, "zu hundert Prozent".

Die Arbeitszeiten unterscheiden sich nicht stark von denen eines anderen Zivildieners in klassischen Einrichtungen. Von Montag bis Freitag sind die beiden am Hof, das Wochenende ist frei. Einen Unterschied gibt es aber doch. Der Zivildiener übernachtet in einem Einzelzimmer am Hof. Eines der Kriterien, auf die Einsatzleiter Wilfried Mödritscher achtet: "Neben sanitären Anlagen, einem Einzelzimmer für den Zivildiener und Verpflegung, achten wir darauf, dass der Einsatzbetrieb möglichst nahe beim Wohnort des Zivildieners liegt." Weil die Zivildiener fünf Tage in der Woche am "fremden" Hof verbringen, bauen sie zu den Landwirten eine enge Beziehung auf.

Kein leichter Job

Der Tagesablauf der Zivildiener ist von Tag zu Tag unterschiedlich. Einziger Fixpunkt: In der Früh geht es in den Stall. Dann schauen sie, was so anfällt. Von Feldarbeit bis Holzarbeit ist alles dabei. Weil es an den unterschiedlichen Bauernhöfen, unterschiedliche Tiere, Maschinen oder Fahrzeuge gibt, bekommen die Zivildiener, vor Dienstantritt, eine zweiwöchige Schulung. "Hier liegt das Hauptaugenmerk auf Sicherheit und Selbstschutz", so Mödritscher.

Die Zivildiener sowie der Einsatzleiter sind sich einig: Der Dienst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erfordert Erfahrung und ist kein leichter Job. Dennoch sind Höffernig und Pacher mit Leidenschaft dabei. "Mir hätte nichts Besseres passieren können", bestätigt Pacher. Auch Höffernig stimmt ihm zu, "solange ich helfen kann, passt das".

Beide jungen Männern sind ideale Kandidaten für den Zivildienst am Bauernhof. Thomas Höffernig ist selbst auf dem familieneigenen Bauernhof im Görtschitztal aufgewachsen und besuchte die Landwirtschaftsschule Althofen. Die Großeltern von Sandro Pacher haben ebenfalls einen Hof, auf dem er "quasi aufgewachsen ist". Auch er besuchte eine Landwirtschaftsschule, die LFS Litzlhof in Lendorf.

Die Lage ist dramatisch

Sandro Pacher und Thomas Höffernig zählen zu den elf Zivildiener in ganz Kärnten, die bei landwirtschaftlichen Betrieben im Dienst sind. Die Höfe befinden sich meist in Notsituationen und benötigen tatkräftige Unterstützung. Bei plötzlichem Ausfall eines am Hof maßgeblich mitarbeitenden Familienmitglied benötigen die Betriebe schnelle Hilfe. Bei der Landwirtschaftskammer Kärnten können die Betroffenen einen Bedarf melden und wenn möglich wird dann ein Zivildiener dem Landwirt zugeteilt. Die Gründe für einen Antrag sind sehr unterschiedlich, von unerwarteten Todesfällen bis notwendigen Operationen.

Der Antrag wird vom jeweiligen Bezirksleiter geprüft. "Als Bezirksleiter kennt man die Bauern fast alle persönlich und man kennt auch die Verhältnisse", so der zuständige Zivildienst-Einsatzleiter. Leider ist die Zahl der Anträge mehr als doppelt so hoch, wie die zur Verfügung stehenden Zivildiener. "Die Reihung der Betriebe erfolgt nach der Dringlichkeit", so der Einsatzleiter weiter. Die Lage sei aber dramatisch, noch nie waren so wenige Zivildiener zur Verfügung. Bis zu 35 Anträge waren es dieses Jahr.

"Wahnsinnig große Hilfe"

Für die betroffenen Landwirte sind die Zivildiener ein "Glücksgriff". Willibald Pichler hatte Ende April eine Hüftoperation. "Meine rechte Hüfte war vom Arbeiten stark abgenutzt und musste operiert werden." Schmerzfreies Arbeiten war damals, für den Bauern, nicht möglich. Dank Thomas Höffernig konnte er die Hüfte, auch nach seiner Operation, auskurieren lassen und konnte die knapp 100 Hektar große Landwirtschaft, zeitweise, an den Zivildiener abgeben.

Am Einsatzbetrieb von Sandro Pacher hilft der Zivildiener einer alleinerziehenden Landwirtin, welche mit ihren Kindern und ihrem Vater einen Vollerwerbsbetrieb bewirtschaftet. Sie möchte nicht namentlich genannt werden. Seit dem plötzlichen Tod eines Familienmitgliedes helfen, der Bäuerin und zweifacher Mutter, Zivildiener am Hof. "Sandro ist eine wahnsinnig große Hilfe und eine menschliche Bereicherung für uns", so die Landwirtin.