Die Insel Poveglia in der Lagune von Venedig ist die letzte ohne Touristen. Und jetzt steht fest, dass das im südlichen Teil Venedigs gelegene Gebiet auch nicht als Spekulationsobjekt in privaten Besitz übergeht: Der Bürgerverein „Poveglia per tutti“ (“Poveglia für alle“), der seit Jahren dafür kämpft, dass die rund sieben Hektar große Insel in öffentlicher Hand bleibt, hat einen Sieg errungen und übernimmt ab dem 1. August die Verwaltung. Poveglia soll zu einem öffentlichen Park umgewandelt werden.

460.000 Euro Spenden gesammelt

Das berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ über das einst beliebte Ausflugsziel der Venezianer. Als der italienische Staat vor elf Jahren als Mittel gegen seine Finanzmisere das Nutzungsrecht an der Insel Poveglia für 99 Jahre veräußern wollte, meldete der heutige Bürgermeister und Unternehmer Luigi Brugnaro Interesse an. Gleichzeitig sammelte die Bürgerinitiative „Poveglia für alle“ innerhalb weniger Wochen 460.000 Euro Spenden, um ein Gebot abgeben zu können. Der Verband hatte zudem einen Plan für den Erhalt der Grünflächen als Park und für Wirtschaftsaktivitäten, um die für die Pacht nötigen Einnahmen zu erzielen.

Quarantäne-Station für Pestkranke

Die rund sieben Hektar große Insel war früher eine Quarantäne-Station für Pestkranke und war auch als „Geisterinsel“ bekannt. Brugnaro wollte auf Poveglia mit seinem Unternehmen Umana einen Hotelkomplex errichten. Doch sein Gebot von 513.000 Euro wurde als zu niedrig eingestuft. Die Forderung der Bürgerinitiative, das Nutzungsrecht zu erhalten, wurde unter Hinweis auf angeblich vorhandene andere Interessenten abgewiesen.

Die Mitglieder des Bürgerverbands versammelten sich regelmäßig auf der Insel, um sie von dem alles überwuchernden Dornengestrüpp zu befreien. Auch für diese gemeinnützige Arbeit musste die Bürgerinitiative Genehmigungen einholen. Jedenfalls begannen die Venezianer die Insel wieder für Sonntagsausflüge zu nutzen.

Aus Spitälern wurden Hotels

In der Lagune von Venedig waren in den vergangenen Jahren bereits zwei andere kleine Inseln verkauft worden: San Clemente und Sacca Sessola, auf denen sich zwei seit längerem ungenutzte Krankenhäuser befanden, die im Besitz der örtlichen Gesundheitsbehörden standen. Die Spitäler wurden in elegante Hotels und Kongresszentren umgewandelt.