„Mein Sohn war blau im Gesicht, seine Zunge angeschwollen und er ist plötzlich wie leblos vor mir auf dem Boden gelegen. Ich dachte, jetzt ist es vorbei“, schildert eine Frau aus Kärnten. Ihr sechsjähriges Kind wurde vor wenigen Wochen von Bienen gestochen.

Was danach geschah, wird sie nie mehr vergessen: „Ich musste mein Kind reanimieren“, sagt die junge Mutter. Jetzt, da alles gut gegangen ist, will sie aufzeigen, wie wichtig ein Erste-Hilfe-Kurs und wie großartig die Rettungskette in ihrem Fall funktioniert hat. „Die Polizei war in zwei Minuten da, gleich darauf kamen Rettung und Notarzt.“ Dass ihr Sohn überlebt habe, sei dem schnellen Handeln der Einsatzkräfte zu verdanken und ihren Erste-Hilfe-Kenntnissen.

Allergische Reaktion

Die Familie des Buben hat einen Bienenstock im Garten. Ihr Kind sei damit aufgewachsen, es gab nie Probleme. „Wenn ihn einmal eine Biene gestochen hat, reagierte er nicht darauf.“ Bis heuer. „Eine Woche vor dem Vorfall bekam unser Kind nach einem Bienenstich blaue Lippen. Deshalb wurde ein Epi-Pen als Notfallarznei verschrieben und wir entschieden uns, den Bienenstock abbauen zu lassen.“ Doch noch bevor das erledigt werden konnte, kam es zu einer lebensbedrohlichen Situation. „Ich hörte Schreie im Freien und sah, wie mein Kind von Bienen angegangen wurde.“ Sie habe den Gartenschlauch geholt und den Buben mit kaltem Wasser abgesprüht. „Dann begann ich mit der Zeckenpinzette die Stacheln zu entfernen.“ Im nächsten Augenblick habe der Bub das Bewusstsein verloren. „Er konnte nicht mehr atmen. Wir verabreichten ihm den Epi-Pen und ich begann, ihn zu reanimieren.“ Weil ihr Mann den Notruf abgesetzt hatte, kamen sofort zwei Polizisten, einer davon ein Polizeisanitäter.

Intensivstation

„Als die Beamten da waren, hat mein Kind wieder geröchelt“, schildert die Frau. „Der Polizist hat Eis verlangt. Er hat unserem Sohn, der in Seitenlage war, einen Wassereis-Lutscher in den Mund getan und Kühlpads auf ihn gelegt, damit alles abschwillt.“ Von der Rettung bekam das Kind dann noch Adrenalin und Sauerstoff. Später im Krankenhaus stellte sich heraus, dass der Bub von 28 Bienen gestochen worden war. „Ihm wurden 28 Stacheln herausgezogen“, sagt die Mutter. Mittlerweile geht es dem Buben wieder gut. Nach zwei Tagen auf der Intensivstation konnte er nach Hause. „Wir haben so ein Glück gehabt, dass so schnell Hilfe da war.“

Rettungskette

Polizeisprecher Werner Pucher
Polizeisprecher Werner Pucher © LPD Kärnten/M. Dexl

Polizeisprecher Werner Pucher ergänzt: „Wir als Polizei werden bei Einsätzen mit regungslosen Personen immer öfter mit alarmiert, weil wir ja ständig im Außendienst sind.“ So war es auch in diesem Fall: „Die Polizisten waren auf Streife, konnten in zwei Minuten bei dem Kind sein und lebensrettend einwirken.“ Die Rettungskette - Eltern, Polizei und Rotes Kreuz - habe perfekt funktioniert. „Von der Mutter über die Polizei bis zum Rettungsteam – dieses Zusammenspiel zeigt, was möglich ist, wenn Menschen hinschauen, handeln und füreinander da sind“, sagt Rot-Kreuz-Präsident Martin Pirz: „Wenn ein Kind verletzt ist, zählt jede Sekunde und jede helfende Hand.“

Die Mutter ist froh, dass sie erst kürzlich einen Kinder-Erste-Hilfe-Kurs besucht hat. „Denn so wusste ich, was zu tun ist. Helfen kann man nur, wenn man weiß, was zu tun ist“, sagt sie.

Video: Kärntnerin rettete ihren Mann nach Herzstillstand