Ein Aufatmen ging durch die Reihen vieler Hoteliers in Lignano nach den Pfingstfeiertagen. Erstens, weil die fordernden Tage vorbei waren. Zweitens, weil sie tatsächlich (endlich wieder) ohne größere Probleme verlaufen sind. Auch Martin Manera, Präsident der Hoteliersvereinigung in Lignano, zeigt sich zufrieden – und hat klare Vorstellungen davon, wohin sich die Stadt entwickeln soll.

Lignano zwischen Party und Ruhe

„Wir wollen und dürfen nicht ausschließlich ein Reservat für Pensionisten sein“, erklärt er als Reaktion auf Stimmen, die sich ein ausschließlich „ruhiges“ Lignano wünschen. Diese Ruhe gebe es laut Manera ohnehin: „Das gilt für das gesamte Jahr. Im Winter ist es bei uns sehr ruhig – immer mehr Menschen schätzen das und kommen deshalb zu uns.“ Ein Beispiel: Die berühmte Sandkrippe ist rund um Weihnachten ein beliebter Anziehungspunkt.

Doch auch in der Hauptsaison kann Lignano gemütlich sein: „Sogar zu Pfingsten. Der Großteil von Lignano ist von den Feierlichkeiten nicht betroffen. In Pineta und Riviera herrscht familiäre Stille. In Sabbiadoro beschränkten sich die Partys in diesem Jahr auf die Shoppingmeile und einen kleinen Strandabschnitt“, analysiert der Hotelier-Chef – ein Lagebild, das auch unsere Reporter vor Ort bestätigen.

Lignano zu Pfingsten nicht ausgebucht

Dass viele (potentielle) Gäste glauben, ganz Lignano sei zu Pfingsten ein einziger Party-Tempel, führte laut Manera sogar zu einem Kuriosum: „Die Buchungslage war zwar insgesamt sehr gut, in jenen Bereichen, die von den Feiern nicht betroffen sind, aber sogar eher unterdurchschnittlich.“ Das überrascht – denn auf der beliebten Buchungsplattform Booking.com waren kaum noch Zimmer verfügbar.

Auch junge Partygäste will man in Lignano explizit ansprechen
Auch junge Partygäste will man in Lignano explizit ansprechen © KLZ / Lukas Moser

Dafür hat Manera zwei Erklärungen: Erstens nehmen manche Hoteliers zu Pfingsten ihre Zimmer-Kontingente aus dem Internet und akzeptieren nur noch Direktbuchungen: „Da können sie den Gästen erklären, welches Benehmen erwartet wird – und ob sich deren Vorstellungen mit den Hausregeln vereinbaren lassen.“ Zweitens setzen einige Hoteliers Mindestaufenthalte von vier Tagen über Pfingsten fest.

Eine Party wie damals?

Was das Event „Tutto Gas“ betrifft, sind die Hoteliers angesichts der Exzesse mancher vergangener Jahre nach wie vor zwiegespalten. Inzwischen habe sich die Lage jedoch beruhigt: „Das Event hat sich in den letzten Jahren sukzessive selbst reguliert“, erklärt Manera. Pfingsten in Lignano sei für Österreicher schon vor vier Jahrzehnten ein großes Thema gewesen. Das negative Image kam vor allem mit dem Aufkommen der sozialen Medien: „Da wollte sich jeder beweisen – selbst die Nebenstraßen waren von unschönen Szenen betroffen.“

Heute gehört das laut Manera größtenteils der Vergangenheit an. Auch das typische Alter der Partygäste sei wieder gestiegen: „In den Anfangszeiten waren es vor allem Studenten und Arbeiter zwischen 25 und 35. Zwischenzeitlich – auf dem Höhepunkt der Exzesse – waren es sogar Minderjährige und meist jene, die ihren ersten Urlaub ohne Eltern verbrachten. Heute hat sich das wieder weitgehend auf die ursprüngliche Altersgruppe eingependelt.“

Das „Publikum der Zukunft“

In Lignano freut man sich daher umso mehr über die (nun wieder) „normalen“ Partygäste zu Pfingsten: „Lignano ist für viele Kärntner und Steirer zur Herzensstadt geworden. Der Großteil kommt als Eltern- oder sogar Großelternteil hierher, weil er schöne und lustige Kindheits- oder Jugenderinnerungen an diesen Ort hat. Niemand fährt dorthin zurück, wo er sich früher gelangweilt hat. Zu Pfingsten ist oft das Publikum der Zukunft hier“, sagt der Hotelier-Chef.