Nach dem KI-generierten Bild von Donald Trump als Papst fordert ein US-Bischof eine öffentliche Entschuldigung vom US-Präsidenten. „Das ist für Katholiken eine tiefe Beleidigung“, schrieb der Bischof von Springfield im US-Staat Illinois, Thomas Paprocki, auf X, meldete Kathpress. Dies gelte umso mehr, als „wir immer noch um den Tod von Papst Franziskus trauern und um die Führung des Heiligen Geistes für die Wahl unseres neuen Papstes beten“. Trump müsse sich entschuldigen. Auch die New York State Catholic Conference warf Trump vor, den Glauben zu verhöhnen.

Auch der New Yorker Kardinal Timothy Dolan kritisierte Trump für das KI-generierten Bild. Mit dieser Aktion habe Trump einen schlechten Eindruck hinterlassen, sagte Dolan laut der italienischen Zeitung „La Repubblica“ am Sonntag in Rom. „Das war keine gute Sache“, so der Papstwähler vor dem am Mittwoch beginnenden Konklave.

Trump postet, Weißes Haus verbreitet weiter

Das Weiße Haus hatte am Freitag das mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Foto von Donald Trump weiterverbreitet. Das Bild zeigt Trump in weißer Soutane mit Mitra, Brustkreuz und erhobenem Zeigefinger auf einem Bischofsstuhl. Trump wurde bereits in den sozialen Netzwerken von vielen Userinnen und Usern wegen seines Papst-Fotos kritisiert.

Auch der ehemalige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi kritisiert Trump auf X. „Dies ist ein Bild, das Gläubige beleidigt, Institutionen beleidigt und zeigt, dass der Anführer der globalen Rechten Freude daran hat, den Clown zu spielen.“

Trump scherzte bereits: Wäre selbst gerne Papst

Trump hatte noch vor einer Woche an der Beisetzung von Papst Franziskus in Rom teilgenommen. Später scherzte der Präsident, dass er gerne selbst Papst wäre und fügte hinzu: „Das wäre meine erste Wahl.“ Auch auf mehrfache Nachfrage von Journalisten wollte Vatikansprecher Matteo Bruni am Wochenende kein Statement zu Trumps KI-Bild abgeben.

Republikanischer Senator Graham begeistert

Sein Vizepräsident J. D. Vance, der selbst 2019 zum Katholizismus übertrat und Papst Franziskus als letzter Staatsmann unmittelbar vor seinem Tod getroffen hatte, sah keinen Anlass zur Kritik. Als der konservative Kommentator Bill Kristol ihn fragte, ob er mit dieser „Respektlosigkeit und Verspottung des Heiligen Vaters“ einverstanden sei, antwortete Vance, grundsätzlich sei er „mit Menschen einverstanden, die Witze machen - aber nicht mit Menschen, die dumme Kriege beginnen, die Tausende meiner Landsleute töten“.

Kurios auch die Reaktion des republikanischen Senators Lindsey Graham aus South Carolina. „Ich war begeistert zu hören, dass Präsident Trump offen für die Idee ist, der nächste Papst zu werden“, erklärte der Baptist. „Die erste Papst-US-Präsidenten-Kombination hat viele Vorteile. Wir halten Ausschau nach weißem Rauch... Trump MMXXVIII!“

Analysten weisen darauf hin, dass Trumps Verhalten als Verspottung verstanden werden könne, die in den USA eine lange Tradition hat. Außerhalb von Maryland, dem einzigen Bundesstaat mit nennenswerter katholischer Präsenz in der Kolonialzeit, waren Katholiken bis zur Verabschiedung des Grundrechtekatalogs der „Bill of Rights“ 1789 Diskriminierungen ausgesetzt. Trumps Selbstdarstellung als Papst rührt an diese schmerzhafte Geschichte religiöser Intoleranz.

Die katholische US-Bischofskonferenz äußerte sich nicht zu dem Vorfall nur wenige Tage nach der Beisetzung von Franziskus in Rom und kurz vor Beginn der Papstwahl am Mittwoch. Dem New Yorker Kardinal Timothy Dolan, den Trump als anderen guten Kandidaten für das Papstamt empfohlen hatte, war das Verhalten seines alten Bekannten im Weißen Haus sichtbar peinlich. „Das war keine gute Sache“, sagte der Papstwähler laut der Zeitung „La Repubblica“ am Sonntag in Rom. Mit dieser Aktion habe Trump einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Seltene Einigkeit zwischen konservativen und liberalen Katholiken

Der einflussreiche US-Jesuit und Autor James Martin fand klare Worte. „Stellen Sie sich die lodernde Empörung, die schnelle Verurteilung und die individuellen sowie gemeinsamen Proteste der US-Bischöfe vor, wenn dies Joe Biden oder Barack Obama getan hätten.“

Die ablehnenden Reaktionen in den sozialen Medien zeigen eine seltene Einigkeit zwischen konservativen und liberalen Katholiken. Der ehemalige Vorsitzende der Republikanischen Partei und praktizierende Katholik Michael Steele nannte den Beitrag einen Beleg dafür, dass Trump „unernst und unfähig“ sei. Die Gruppe „Republikaner gegen Trump“ nannte es „absolut verabscheuungswürdig“, dass der Präsident und seine Verbündeten den Glauben von mehr als einer Milliarde Katholiken während ihrer Trauerzeit verspotteten.