Du bist seit Jahren der Klimaexperte in der Kleinen Zeitung und für dieses Thema regelmäßig auch international unterwegs. Derzeit trifft sich die ganze Welt in Ägypten zur UN-Klimakonferenz und du berichtest täglich von dort. Wie ist die Stimmung, was hat sich zu Glasgow verändert?
GÜNTER PILCH: Die Stimmung rund um die Klimaverhandlungen hier in Sham el-Sheikh wirkt auf mich verhaltener als noch vor einem Jahr in Glasgow. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die geopolitischen Rahmenbedingungen durch den Ukrainekrieg und die Energiekrise ein Weiterkommen im internationalen Klimaschutz nicht gerade einfacher gemacht haben. Außerdem ist für alle hier die wachsende Vertrauenskrise zwischen Industrie- und Entwicklungsländern spürbar, wenn es um die Finanzierung von Klimamaßnahmen und vor allem Klimaschäden in benachteiligen Weltregionen geht. All das scheint sich bislang auch auf den Verhandlungsfortschritt niederzuschlagen, der sich, wie Delegierte berichten, diesmal zäher gestaltet aus vor einem Jahr.