Seit fast eineinhalb Jahren werden rund hundert Kläranlagen im ganzen Land auf Spurelemente von Corona untersucht. Das bringt den enormen Vorteil mit sich, dass Politik und Behörden in einem besonders frühen Stadium über die epidemiologische Lage im Land Bescheid wissen. Die Tests in Abwässern schlagen früher an als PCR-Tests. Österreich zählt auf dem Gebiet zu den Spitzenreitern in Europa, die Med-Unis in Innsbruck und Wien wie auch die Wiener TU haben bald nach Ausbruch der Pandemie die Verfahren entwickelt.

Seit wenigen Tagen kann in Kläranlagen auch Omikron nachgewiesen werden. Noch ist die besonders heimtückische Variante in Österreich nicht sehr verbreitet. Heribert Insam, der Chef des Monitoringsystem und Mikrobiologe an der Universität Innsbruck, geht im Gespräch mit der Kleinen Zeitung davon aus, dass sich das bald ändern wird. „Wir erwarten uns einen schnellen Anstieg. Omikron wird sich in Österreich durchsetzen.“

Omikron in fünf Kläranlagen nachgewiesen 

Bei den jüngsten Tests wurden in fünf Kläranlagen Spurenelemente  nachgewiesen. Einsamer Omikron-Hotspot ist derzeit Leoben, wo 48,6 Prozent aller Corona-Viren in der lokalen Kläranlage auf die neue Variante zurückzuführen sind. In Wien liegt der Anteil bei 3,7 Prozent, rund zwei Prozent weisen die Kläranlagen Wörthersee-West, Bregenz und Korneuburg auf. Insam kennt nicht die Leobner Hintergründe, warnt allerdings vor einer Überinterpretation. „Sollte in der Stadt Corona nur sehr schwach verbreitet sein, sind fast 50 Prozent anderes zu bewerten als bei einer besonders hohen Inzidenz.“

Getestet wird in Österreichs Kläranlagen zweimal pro Woche. „Unser Verfahren hat den Vorteil, dass wir flächendeckend die Lage im Land im Blickfeld haben“, so Insam. Bei den PCR-Tests sei es bisweilen ein Glücksfall, weil es davon abhängt, wie oft sich bzw. ob sich Leute überhaupt testen. Andererseits bedarf es bei Kläranlagen einer gewissen Anzahl von Omikron-Infizierten, ehe verlässliche Aussagen gemacht werden können.